Eine wichtige Künstlerin des Feminismus

Die erste Ausstellung des Leopold Museum im Jahr 2011 ist der österreichischen Künstlerin Florentina Pakosta (*1933) gewidmet. Die Schau vermittelt mit rund 150 Arbeiten einen umfassenden Überblick über das bisherige Schaffen dieser herausragenden zeitgenössischen Künstlerin. Die Ausstellung wurde noch von Rudolf Leopold persönlich initiiert, ehe er im Juni 2010 aus dem Leben gerissen wurde. Leopold schätzte die Malerin und Grafikerin Florentina Pakosta sehr. Neben Maria Lassnig (*1919) und Valie Export (*1940) ist Florentina Pakosta eine der wichtigsten Künstlerinnen des Feminismus in Österreich.

Im Gegensatz zu den Lehrinhalten der Akademie und zu den gesellschaftlichen Konventionen weiblicher Kunstausübung schuf Florentina Pakosta bereits inden 1950er Jahren authentische Skizzenblätter im Stil einer Sozialreportage in Bleistift, Bister und manchmal auch Lippenstift mit anonymen Charakteren aus der Lokalszene rund um den Wiener Prater. Aus der kontinuierlichen Auseinandersetzung mit der Gattung Selbstporträt entsteht der Radierzyklus "Paraphrasen zu Franz Xaver Messerschmidts Charakterköpfen". Aus materieller Not, da sie sich keine teuren Farben leisten konnte, entwickelt Pakosta in der Folge den in der österreichischen Kunst damals vollkommen neuartigen Zyklus der "Gesichtsbildungen" in großformatigen, photorealistischen Kreidezeichnungen mit feministischer und gesellschaftskritischer Aussage. Im Stil einer politisch engagierten Pop Art entstehen gleichzeitig satirische Blätter in einer grotesk-witzigen, hellsichtigen Analyse des geschlechtsspezifischen Status Quo.

Die Erfahrung männlicher Dominanz in Politik und Kultur stellt sie Ende der 1970er und am Beginn der 1980er Jahre in einem Zyklus großformatiger, typologisierter Männerbildnisse im Stil der politischen Medienkultur zur Diskussion. Parallel dazu schuf sie eine außergewöhnliche Serie mit Darstellungen von Händen in einer expressiven Gestik im Plakatformat. Das Verschwinden des Subjekts in der Massengesellschaft, in der Bilderflut der Informationsmedien und im Konsumismus sowie die Fremdbestimmung im Alltag durch Massenproduktion visualisiert sie im Gemäldezyklus von Menschenmassen und "Gegenstandslandschaften" auf einzigartige Weise.

Schließlich gelangt Florentina Pakosta in ihrer aktuellen Serie der "Trikoloren Bilder", die auf formalen Elementen dieser Stillleben basiert zum Verzicht auf das Gegenständliche in einer Revision der konstruktivistischen Gestaltungsweise, wobei jeweils drei Farben zur Anwendung kommen. Sie reagiert damit bereits 1989 auf einzigartige Weise auf die Zeitereignisse rund um dem Fall der Berliner Mauer und dem Zusammenbruch des Ostblocks mit dem prognostizierten Ende der bis dahin vorherrschenden politischen Ideologien. Mit diesen großartigen Werken leistet sie einen aktuellen Beitrag zur geometrischen Abstraktion von internationaler Tragweite.

Die in Wien geborene Künstlerin ist heute in allen wichtigen Ausstellungen und Publikationen zur zeitgenössischen Kunst in Österreich und in vielen bedeutenden öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten.

Florentina Pakosta
21. Jänner bis 18. April 2011