Eine turbulente Liebe

3. Juli 2013 Rosemarie Schmitt
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"Tea for Two", so lautet der Titel der CD, die ich Ihnen heute vorstellen möchte. Sicherlich ist Ihnen jener Song aus Vincent Youmanns" Musical "No,No, Nanette" bekannt, und wahrscheinlich summen sie ihn just leise, oder in Gedanken, vor sich hin. Und genau diesen Ohrwurm werden Sie auf dieser CD nicht hören! Jedenfalls nicht so, sondern als Schostakovichs Orchesterbearbeitung "Tahiti-Trot".

"Tea for Two" steht in diesem Falle nicht nur für ein erstes Stelldichein eines Paares, sondern die vorliegende Aufnahme erzählt mit kurzen Kompositionen den Beginn einer Liebesgeschichte bis hin zum Happy End.

Eine nette Idee, die dieser Einspielung (Berlin Classics) zugrunde liegt, doch ich gestehe, mein Eindruck ist, daß dieses Paar nichts anbrennen läßt, es ganz schön turbulent treibt und schnell zum Wesentlichen kommt. Was das Wesentliche ist? Nun, das weiß ich auch nicht, indes, es scheint etwas sehr Aufregendes zu sein. Doch die Romantik kommt, wenn mir auch etwas zu kurz. Sind es doch just jene Titel, die mir besonders gut gefallen, von denen ich so gerne mehr hören möchte – doch dieses Paar... ich sagte es Ihnen ja, es ist mir etwas zu ungestüm. Ich wüßte zu gerne, was die beiden außer Tee in ihren Tassen hatten!

Von Jaques Iberts Divertissement für Kammerorchester (so klingt das Sich-Kennenlernen des Paares), über Anton Heberles Konzert in G-Dur (und schon läuten die Hochzeitsglocken), bis Peter Heidrichs Variationen über Happy Birthday (ersetzen Sie Birthday durch End), folgt das Ochestra della Svizzera italiana (unter der Leitung von Howard Griffiths) nicht nur dem Paar (mit der Vorliebe für Tee) bei seinen Flitterwochen, sondern flaniert zugleich fröhlich und im Sauseschritt durch einige Epochen der Musikgeschichte.

Also, ich bin ja echt kein Spießer, aber das ist mir doch ein wenig zu bunt! Eigentlich schade, denn die Idee, das Konzept dieser Einspielung, wie ich bereits sagte, finde ich sehr nett. Irgendwie scheinen die Stücke nicht so recht zusammen zu passen. Jedes für sich, oder innerhalb einer anderen Zusammenstellung, ist sicherlich ein Genuß. Es scheint, als handele es sich hier um ein Paar, das einige Versuche unternimmt, einen gemeinsamen, harmonischen und gangbaren Weg zu finden. Ich glaube, in dieser Beziehung ließ man sich auf zu viele Kompromisse ein, was die gesamte Qualität bedauerlicherweise mindert. Herausragend sind übrigens die Solisten Maurice Steger (Blockflöte) und der Pianist Davide Cabassi, doch ist es beklagenswert, daß ihr Können im allgemeinen Gewusel etwas untergeht.

Wenn Sie mir folgende Frage bis zum kommenden Mittwoch (antwort@musikkolumne.de) beantworten, gewinnen Sie vielleicht diese CD mit der Liebesgeschichte eines sehr speziellen Paares: In welchem Jahr wurde das Orchestra della Svizzera italiana gegründet?

Herzlichst,
Ihre Rosemarie Schmitt