Ein Raum und der hätte keine Richtung

"Ein Raum und der hätte keine Richtung" ist die zweite Ausstellung, die im Rahmen der zweijährigen Kooperation der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn mit der Hochschule für bildende Künste in Hamburg stattfindet. Gezeigt werden Arbeiten von acht verschiedenen Künstler(inne)n und Künstlergruppen, die sich auf unterschiedlichste Weise mit dem Topos des Raumes befassen. Vielfältige Facetten der raumkonstituierenden Elemente werden hinterfragt, ein Raum ohne Richtung angedacht.

Die Villa Design Group lässt in ihrer Arbeit einen Raum auf Reisen gehen. Er transformiert sich, sucht sich ein neues Ziel und nimmt doch eine Geschichte mit. Nach einem Helikopterabsturz verwandelt sich das Hotel de Paris in Monte Carlo in ein Kreuzfahrtschiff, bis es schließlich in Südamerika seine neue Heimat findet.

Fion Pellacini spielt mit der Werbeästhetik, die uns umgibt. In Form von Tempoparolen und Entschleunigungsmantras gestaltet er verschiedene Muster, die an die Symbolsprache von Flaggen erinnern. Gedruckt auf Isomatten, tänzeln diese in der Luft.

Ein Raum, der sich immer wieder verändert – erweitert, verkleinert, verschiebt –, wird in der Videoprojektion von Zahava Rodrigo sichtbar. Mittels zwei übereinander projizierter Videos werden durch wechselnde Kombinationen von Bildern und Perspektiven neue, verschachtelte Räume konstruiert.

Yuki Terasaka stellt in seinen Fotografien Innen- und Außenraum gegenüber, verbindet Sehende und Gesehenes neu. Menschen werden zu Skulpturen, Denkmäler zu Betrachtern.

Ob es möglich ist, "das zusätzliche Bewusstsein rechts oberhalb vom normalen Bewusstsein" zum Beispiel auch auf den Raum zu übertragen, ist eine jener Fragestellungen, mit denen sich Utz Biesemann in seiner Arbeit "Oberhalb vom" beschäftigt. In diversen Installationsanordungen und Aktionen entwickelt er eine Erzählung mit unterschiedlichen Protagonisten, um Denkräume zu eröffnen.

Exakt bis ins Detail verleimte Jenny Feldmann modernes Laminat zu einem Intarsienparkett im venezianischen Stil. Die Irreführung des Betrachters setzt sich auch in der optischen Täuschung, die das Muster hervorruft, fort und spielt mit der Materialität der Stoffe.

In dem Video von Katja Lell werden einzelne Seiten eines Physikbuchs gezeigt. Eine Stimme aus dem Off ergänzt das objektiv dargestellte Wissen um subjektive Assoziationen. Mit jedem Blatt verändert sich das Verständnis von den physikalischen Gesetzen im Raum.

Der Film von Alice Peragine beschäftigt sich mit Prozessen der Territorialisierung und räumlichen Markierung. Beim rhythmischen Abschreiten eines Feldes in der Südbretagne, das durch seine Militärgeschichte geprägt ist, lässt die Protagonistin in regelmäßigen Abständen weiße Papiertücher fallen, welche die Fläche in ein weiß meliertes Bild umwandeln.

"Ein Raum und der hätte keine Richtung"
30. November 2012 bis 7. April 2013