Drei spannende Musikformate bei den Montforter Zwischentönen

Eine musikalische Bildbetrachtung, ein Konzert-Pilgerweg zu fünf wundersamen Orten in der Stadt und Transformationen zwischen Himmel und Hölle – die Montforter Zwischentöne sind Garant für innovative, noch nie so erlebte Konzertereignisse.

Über die Freundschaft

Die Zeit des ausgehenden 17. Jahrhunderts lassen ein bühnenhoch projiziertes Gemälde, das Ensemble rund um die bekannte Gambistin Hille Perl und Festivalleiter Folkert Uhde, in der Rolle des Erzählers – er hat auch das Konzept entwickelt – am gemütlichen Sofa lebendig werden. Und das sehr erlebnisreich! Auf dem Bild – wie wir erfahren – drei Musikerfreunde, von Johannes Voorhout 1674 gemalt, er hat sich im Hintergrund ebenfalls verewigt: an der Gambe Dietrich Buxtehude, den Johann Sebastian Bach sehr bewunderte und deswegen als junger Mann mehrfach zu Fuß in den Norden reiste, um diesen spielen zu hören; im Morgenmantel am Cembalo Johann Adam Reincken, Lebemann und Schwerenöter, sowie Johann Theile. Spannend und sehr unterhaltsam, wenn der Blick auf Details, Allegorien und Anspielungen gelenkt wird und dazu die Kompositionen der drei Freunde sowie von Zeitgenossen so hervorragend musiziert werden. 

Ein Konzert-Pilgerweg trägt durch die Stadt

Auf einen kontemplativen Rundgang in Feldkirchs Altstadt durfte man sich ganz nach eigenem Takt einlassen. Die Philosophin in Residence, Ariadne von Schirach, hat zeitlose Antworten aus Lebenskunst und Philosophie vorbereitet, Musikbeiträge waren vorgegeben und SAAL Architekten suchten ungewohnte Orte dazu, kreierten ein ausgefallenes Setting: "Freundschaft" findet man in einem Gewölberaum des Architekturkollektivs Auf´Strich, wo das Trio d´Iroise auf Zuruf des Publikums verschiedene Freundschaftsqualitäten hörbar macht; In der Jugendstil-Turnhalle am Gymnasiumplatz "wohnt" der Countertenor Rupert Enticknap und lamentiert über die Liebe, so beiläufig, so wunderbar, ergriffen fühlen die in seine Privatsphäre "Eindringenden" mit; im vierten Stock der Stella Privathochschule in den Übungskammern eine Soundinstallation zum Thema "Was Fehlt?" im Kokon des Innehaltens, vierfach wiederholt; im Schwurgerichtssaal des Landesgerichts eine Selbsteinschätzung vor der Richterin (ist gleich Sound-Masterin) zwischen zwei Extremen von Lastern, im Versuch der Ausbalancierung in der Mitte, die sich als Tugend definiert; und dann die "Stille". In der Kapelle des Kapuzinerklosters wird ein Pendel von Frauenhand – mal sanft, mal heftig – angestoßen und zeichnet Spuren in den weißen Sand. Der fünfstündige Nachmittag wird nicht zu lang.

Himmel und Hölle

Denn man könnte sich gleich anschließend zum Preisträgerkonzert des Hugo-Awards für neue Konzertformate in den Festsaal der Stella Privatuniversität begeben. Die Musikerinnen des Ensemble Lingua:Lyra überraschen nicht nur mit Nyckelharpa und Musik über Jahrhunderte, von Hildegard von Bingen, über J.S. Bach bis Gershwin, sondern auch mit dazwischen gelegten Texten von Katharina Wenty, einem der Stars der deutschsprachigen Poetry-Slam-Szene. "Come Follow" von John Hilton (1599–1657) bringt das Publikum in Bewegung, es findet sich in der auffallend schön ausgeleuchteten Kapelle wieder. Große Begeisterung. Standing Ovations.

Über die Freundschaft – Eine musikalische Bildbeschreibung 
Miriam Feuersinger , Sopran
Hannah Visser, Violine
Hille Perl, Viola da gamba
Andreas Arend, Theorbe
Torsten Johann, Cembalo
Folkert Uhde, Konzeption und Texte

Was trägt? Ein Konzert-Pilgerweg zu fünf verborgenen Stationen in der Stadt
Texte: Ariadne von Schirach
Räumliche Installationen: SAAL Architekten Lukas Pankraz Mähr, Solveig Furu Almo, Sophia Möhrle
Installation Liebe: Rupert Enticknap, Countertenor
Installation Freundschaft: Trio d´Iroise Sophie Pantzier, Francois Lefèvre, Johann Caspar Wedell
Soundinstallationen: Folkert Uhde

Himmel und Hölle – Das Konzert des HUGO-Siegerteams von 2023
Ensemble Lingua:Lyra
Jule Bauer, Gesang, Oktavnyckelharpa, Rahmentrommel
Laura Jörres, Nyckelharpa, Geige, Orgel, Gitarre
Katharina Wenty, Poesie, Spoken Word
Johanna Kloser, Multimedia, Oceandrum