Drei Auseinandersetzungen mit der Familiengeschichte in der Kunsthalle St. Gallen

Die Kunst Halle Sankt Gallen präsentiert neue Werke von drei Künstlerinnen. In der Einzelausstellung "Serenata" zeigt Marta Margnetti raumgreifende Arbeiten, deren Detailwelt von bronzenen Zikaden bis zu getöpferten Serigrafien reicht. Parallel bringt der Nachwuchsförderpreis "New Heads" der Kunst- und Designhochschule Head - Geneve JPP (von Jj’en peux plus, frz. ich kann nicht mehr) und Alexandra Sheherazade Salem nach St.Gallen.

Während die drei Künstlerinnen sich durch eine je eigene Ästhetik und Materialwahl auszeichnen, vereint sie doch ein gemeinsamer Ausgangspunkt: die Auseinandersetzung mit der eigenen Familiengeschichte. Welche Rollen lebt uns unsere Familie vor? Wie viel übernehmen wir von unseren Eltern? Was bedeutet es, verinnerlichten Vorstellungen zu entwachsen - und welche Grundsätze behalten wir bei? Die Künstlerinnen folgen diesen Fragen mit ganz unterschiedlichen Mitteln, und streifen dabei so grosse Themen wie Häuslichkeit, Generationen, Liebe, Erinnerungskultur, Frauenkilder und Sprache.

Marta Margnetti (geboren 1989 in Mendrisio lebt und arbeitet in Lugano) arbeitet in zahlreichen Materialien und Texturen. Glasierte Keramik, traditionelle Bautechniken, filigrane Bronzen, raumgreifende Soundarbeiten und gefundene Objekte ziehen sich durch die Werke der Tessinerin. In ihrer bislang grössten institutionellen Ausstellung in der Deutschschweiz führt Margnetti bestehende Arbeiten fort und präsentiert zugleich neue, für die Kunst Halle entwickelte Installationen. Im Herzen ihrer Einzelschau steht eine sehr persönliche Klangarbeit, deren Grundlage ein Gespräch mit ihrer Mutter ist. Auf der Suche nach den Welt- und Selbstbildern der Frauen ihrer Familie sammelt Margnetti Erinnerungen, Laute und Stimmungen ein, die sie zu unterschiedlichen Materialdetails verflechtet. Dabei wird die visuelle Umgebung der Familie ebenso erfahrbar wie der unsichtbare Raum des Gedächtnisses und der Vorstellung.

JPP (Imeri Xheneta geboren 1997 in Genf lebt und arbeitet unter dem Pseudonym JPP in Genf) und Alexandra Sheherazade Salem (geboren 1996 in La Gruyere/CH) sind Absolventinnen des Masterstudiengangs Bildende Kunst an der Head - Geneve und Preisträgerinnen des Nachwuchsförderpreises "New Heads". Über das Studium hinaus verbindet die beiden Künstlerinnen eine gemeinsame künstlerische Praxis, die von Fragen um das Thema der Identität und der Sprache geprägt ist. Die Begegnung, Auseinandersetzung und Zusammenarbeit mit ihren Eltern spielt auch in ihren Arbeiten eine entscheidende Rolle: während die albanische Künstlerin JPP die Handschrift ihrer Mutter künstlerisch in ein repetitives Wandmuster übersetzt, stellt Salem ein Backgammon-Spiel mit ihrem Vater als Videoarbeit nach. Dabei spüren die Künstlerinnen den persönlichen Lebensgeschichten nach, die von Migration, Nähe, Fremd- und Verbundenheit geformt wurden und ihren persönlichen Erfahrungsrahmen geprägt haben.

Marta Margnetti / New Heads: JPP & Alexandra Sheherazade Salem
Bis 12. Mai 2024