Dieter Meier. Works and the "Yello"-Years

"Oh Yeah" und "The Race" sind zwei der berühmt gewordenen Stücke. In den 1980er-Jahren wurde Dieter Meier einem großen Publikum als Teil des Musikduos "Yello" bekannt, das heute zu den einflussreichsten Elektro-Pop-Acts überhaupt zählt. Seine Musikvideos für die Gruppe "Yello" haben das Genre nachhaltig geprägt und waren dauerhaft auf MTV zu sehen.

Weit weniger bekannt ist das Werk Dieter Meiers als Konzept- und Performancekünstler, dessen Ursprung bis in die späten 1960er- Jahre zurückreicht. Mit der Ausstellung "Dieter Meier. Works 1969–2011 and the Yello Years" präsentiert das ZKM | Medienmuseum das Werk des Züricher Künstlers und Multitalents Dieter Meier und stellt dabei auch seine Tätigkeit als Film- und Videoclip-Regisseur vor.

Bereits Meiers künstlerische Anfänge sind von einem radikalen und absurd-humorvollen Situationismus geprägt, der ihn immer wieder zu Aktionen auf öffentlichen Plätzen und unmittelbaren Auseinandersetzungen mit Passanten inspirierte: 1970 ging er für eine Ausstellung in München zwölf Stunden lang durch die Stadt und markierte mit gestempelten Uhren-Aufklebern jede Minute, wo er gegangen, gestanden oder ausgeruht hatte; im Kunstmuseum Luzern stempelten BesucherInnen an einer Stechuhr die Zeit ab, die sie in einem leeren Raum verbracht hatten. Der Sinn sei gewesen, "[...] dass sie mir ein oder zwei Minuten ihres Lebens gewidmet haben", sagt Meier.

Im ICA London zeigte Meier einen Film mit der Anweisung, die BesucherInnen mögen sich das weiße, große Blatt Papier, das sie an der Kasse bekommen hatten, jetzt bitte zehn Minuten lang vor die Augen halten. "Das war dann der Film", sagt Meier. 1976 formte Meier für ein Fotoprojekt Figuren aus Puderzucker und Knete, um sie kurz darauf zu zerstören. Im selben Jahr stellte er 48 imaginäre Biografien im Kunsthaus Zürich aus.

Dieter Meiers Arbeiten waren vom Phänomen der Zeit geprägt, seine Aktionen zumeist bürokratisch genau angekündigt und terminiert. Der scheinbaren Banalität und Unsinnigkeit vieler seiner Aktionen stand schließlich die gesteigerte Erwartungshaltung des Publikums gegenüber. Doch Meier erschuf bewusst Unbedeutendes, der krampfhaften Suche nach Sinnhaftigkeit und künstlerischen Bedeutungsmustern setzte er eine rasende und radikale "Unbedeutung" entgegen.

Ende der 1970er-Jahre hatte Meier genug vom "Kunstrennen" und gründete gemeinsam mit Boris Blank das Duo "Yello". Mit Stücken wie "The Race" oder "Oh Yeah" feierten "Yello" Erfolge in den internationalen Charts; viele Stücke des Duos wurden in den 1980er- Jahren für TV-Sendungen und Spielfilme verwendet. In den Musikvideos von "Yello" zeigt sich deutlich der Einfluss von Dieter Meiers frühen Arbeiten: So tauchen die Knetfiguren, von Meier "Lost sculptures" genannt, im Video zu "Pinball Cha Cha" (1982) wieder auf.

2010 öffnete Dieter Meier erstmals sein künstlerisches Archiv für die Ausstellung "En passant" im Berliner Projektraum der Galerie Grieder Contemporary. Die teilweise verschollen geglaubten Fundstücke werden nun in der Ausstellung "Dieter Meier. Works 1969–2011 and the Yello Years", die 2011 in der Sammlung Falckenberg in den Deichtorhallen Hamburg zu sehen war, im ZKM | Medienmuseum präsentiert.

Dieter Meier wurde 1945 in Zürich geboren. Neben seiner Arbeit als Musiker und Künstler ist Dieter Meier Schriftsteller (Hermes Baby, 2006; Die Maske des Erzählers, 2012), Kinderbuchautor (Windjo,; Oskar - wie ein Tiger, Kein & Aber, Zürich) und Filmemacher (81"000 Einheiten, Jetzt und Alles, Lightmaker). Er war professioneller Pokerspieler, entwarf Uhren und betreibt in Argentinien biologische Landwirtschaft, Rinderzucht und Weinbau. Seine Produkte verkauft er in Deutschland, USA, der Schweiz und in seinem Laden für argentinische Produkte "Ojo de Agua" in Zürich.

Dieter Meier. Works and the "Yello"-Years
6. April bis 19. August 2012