Die Meister-Sammlerin Karoline Luise von Baden

Karoline Luise von Baden war eine faszinierende Sammlerpersönlichkeit der Zeit der Aufklärung. Aufgewachsen am Hessen-Darmstädter Hof, wo sie in den Wissenschaften unterrichtet wurde, glänzte sie schon früh durch ungewöhnliche Intelligenz und Bildung. Bereits 1751, als sie Markgraf Karl Friedrich von Baden-Durlach heiratete, war sie als "hessische Minerva" berühmt.

Schon 1745, als Schülerin des Genfer Malers Jean-Etienne Liotard, der sie in der Pastellmalerei unterrichtete, hatte sich ihre Begabung für die Kunst gezeigt. Ihre Stellung als Markgräfin am Karlsruher Hof nutzte Karoline Luise fortan konsequent, um mit Hilfe eines europaweiten Korrespondentennetzes eine beachtliche Gemälde- und Grafiksammlung aufzubauen. In den Kunsthandelszentren Paris, Rom und Amsterdam besaß sie dafür zuständige Agenten.

Mit ihren Verbindungen gehörte die Markgräfin zum internationalen Kreis gebildeter Kunstliebhaber, die sich auch selbst künstlerisch betätigten, häufig – so wie Karoline Luise – in Malerei, Zeichnung und Radierung. Entsprechend der akademischen Praxis schulte sich die Markgräfin vor allem durch das Kopieren von Werken großer Meister, die sie sich ab 1757 aus der Mannheimer Galerie des Kurfürsten von der Pfalz entlieh. Karoline Luise entwickelte sich auf diese Weise von einer praktizierenden Kunstliebhaberin zu einer europaweit geachteten Kennerin und Sammlerin.

Im Zentrum der Großen Landesausstellung 2015 steht die Rekonstruktion ihres ursprünglich über 200 Gemälde umfassenden Mahlerey-Cabinets, das zum größten Teil in der Karlsruher Kunsthalle erhalten ist. Es handelt sich in der Mehrzahl um Werke flämischer und holländischer Meister des 17. Jahrhunderts (Teniers, Rembrandt, Dou, van Huysum) sowie Bilder französischer Künstler des 18. Jahrhunderts (Boucher, Chardin, Vernet), die die Markgräfin vor allem in den Jahren um 1760, gegen Ende des Siebenjährigen Kriegs, erwarb.

Andere Gemälde ihrer Sammlung werden als Leihgaben nach Karlsruhe zurückkehren, so etwa Werke von Anthonis van Dyck (National Gallery Washington), Willem van de Velde (National Gallery London), Gabriel Metsu (Thyssen-Museum Madrid) und Maria van Oosterwyck (Denver Art Museum). Neben dem bedeutenden Mahlerey-Cabinet zeigt die Ausstellung mit rund 135 Leihgaben, wie Karoline Luise ihre Kenntnisse und ihren Geschmack im Austausch mit ihren internationalen Beratern und Agenten, mit Gelehrten, Künstlern und Sammlern herausbildete. So wird eine große Gruppe von Werken ihres Lehrers Jean-Etienne Liotard zu sehen sein, darunter das berühmte Selbstbildnis aus den Uffizien in Florenz sowie das Porträt des Kaiserpaares Maria Theresia und Franz von Österreich aus Weimar.

Ein weiteres Kapitel ist François Boucher und seinem Schüler, dem Karlsruher Hofmaler Joseph Melling, gewidmet. Eine größere Rolle spielen ferner das Vorbild der Madame de Pompadour, die Freundschaft mit Kunstfreunden und Intellektuellen und Karoline Luises eigene Werke. Mit analytischem Verstand und ästhetischem Empfinden sammelte Karoline Luise Kunst, aber auch Porzellan und Naturalien – Bereiche, die in der Ausstellung durch hervorragende Beispiele ebenfalls anschaulich gemacht werden.


Die Meister-Sammlerin Karoline Luise von Baden
Große Landesausstellung Baden-Württemberg
30. Mai bis 6. September 2015