Die Amphetamin-Fatwa

28. Oktober 2013 Kurt Bracharz
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Während die Verfasser jener Schriften, die in der Bibel zusammengefasst sind, kein Rauschgiftproblem kannten und folglich nirgendwo Rauschgifte explizit erwähnten, sind die religiösen Vorschriften in Ländern, in denen seit Menschengedenken Haschisch und Opium konsumiert wurden, nicht eindeutig, was den Konsum betrifft.

Der Handel mit Rauschgift ist gläubigen Muslimen zwar nicht durch den Koran, aber durch die mündliche Überlieferung verboten, so dass die Hisbollah-Miliz, die Geschäftsbeziehungen unter anderem mit dem mexikanischen Los Zetas-Kartell unterhält, mit besserer religiöser Absicherung als beim Heroin- und Kokainhandel Pharmaka produziert und an Ungläubige vertickt, wobei auf die Herstellung und den Handel von Medikamenten auch wesentlich geringere Strafen stehen als auf den mit Opiaten und Kokain.

Das UN-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung berichtet beispielsweise, dass 2009 mehr als 23 Tonnen im Libanon hergestellte Captagon-Tabletten konfisziert wurden. Dieses Marken-Amphetamin war in den 1950er-Jahren weltweit als Aufputsch- und Dopingmittel, Appetithemmer und zeitweilig auch als Anti-ADHS-Medikament im Einsatz und wurde nach seinem weltweiten Verbot vor allem in Nahen Osten illegal weiterproduziert. Im August 2013 beschlagnahmte die libanesische Polizei vier Millionen Captagon-Tabletten, die für die Hisbollah-Kämpfer in Syrien bestimmt waren.

Die eigenen Leute des Terrornetzwerks putschen sich also auch mit Captagon auf, obwohl es eine Fatwa eines hohen schiitischen Geistlichen gibt, dass die Herstellung und der Vertrieb von Amphetaminen erlaubt sei, solange diese nicht in Länder mit einer schiitischen Bevölkerungsmehrheit gehen. Wie diese Fatwa sollen auch die Produktionsanlagen für die gefälschten Pharmaka aus Iran in die Bekaa-Ebene und nach Balbek geliefert worden sein. Iran unterstützt ja auch den sogenannten militärischen Arm der Hisbollah mit beachtlichen finanziellen Mitteln.