Der Zurich Art Prize 2024 geht an Olaf Holzapfel

Der jährlich vom Museum Haus Konstruktiv und der Zurich Insurance Company Ltd. vergebene Zurich Art Prize geht 2024 an Olaf Holzapfel (*1967 in Dresden, lebt und arbeitet in Berlin und Brandenburg). Er ist der 17. Gewinner der renommierten Auszeichnung. Der mit CHF 100'000 dotierte Preis setzt sich aus einem Budget von CHF 80'000 für die Produktion einer Einzelausstellung im Museum Haus Konstruktiv und einer Preissumme von CHF 20'000 zusammen.

Olaf Holzapfel beschäftigt sich in seinem vielschichtigen Schaffen mit der Konzeption und Materialität von Räumen. Nachdem er in den Nullerjahren insbesondere Megalopolen und deren Verhältnis zum virtuellen Raum in den Blick nahm – er beobachtete eine Verwandtschaft zwischen Rastern städtebaulicher Strukturen und digitalen Rastern im Netz–, verlagerte sich sein Interesse zunehmend auf den physisch-materiellen Ort. Seither sucht Holzapfel nach Möglichkeiten, Dualitäten wie Stadt und Landschaft, Innen- und Aussen oder virtuelle und reale Bildräume künstlerisch aufzulösen und sie als etwas Fliessendes zu beschreiben. Daraus resultiert ein ständiger Austausch zwischen diesen Kräften. Zentral ist für ihn der interkulturelle Austausch mit Künstler:innen und Handwerker:innen sowie der Rückgriff auf vernakuläre Techniken. Seit über zehn Jahren arbeitet Holzapfel beispielsweise mit Weber:innen der Wichí-Gemeinde aus dem Gran Chaco in Argentinien und mit Zimmerleuten aus Niedersachsen, die seine Entwürfe mit natürlichen und ortstypischen Materialien wie Holz, Stroh oder Naturfasern umsetzen. Die dabei entstehenden Projekte sind prozessorientiert und werden im Zuge eines stetigen Wissensaustauschs aller Beteiligten gemeinsam entwickelt. Holzapfel hält dazu fest: "Die Beschäftigung mit anderen Kulturen mündet in Ausstellungen mit unterschiedlichen Medien (Installation, Skulptur, Objektbilder, Film). [...] Die Offenheit gegenüber angrenzenden Medien ist für mich eine Voraussetzung für das Verständnis von Kunst. Der bildnerische Diskurs ist immer gleichzeitig ein medientheoretischer Diskurs, der mit handwerklich eingeübtem Erfahrungswissen verhandelt wird. Mir ist wichtig, den Zusammenhang von unterschiedlichen Techniken zur Raumerzeugung und ihrer Herkunft bewusst zu machen."

Die "Zurich Art Prize"-Jury zeigte sich besonders begeistert von Olaf Holzapfels gekonntem Umgang mit unterschiedlichsten Medien und Räumen. Die in einer vielfältigen Formensprache umgesetzten Arbeiten werfen substanzielle Fragen auf, beispielsweise zu Produktionsmechanismen oder zum Verhältnis von Kultur und Natur, ohne dabei an poetischer Leichtigkeit einzubüssen. Die über mehrere Jahre entwickelten Werkgruppen bestechen durch eine Kontinuität, die der Schnelllebigkeit unserer Zeit auf berückende Weise widersteht.

Holzapfel begann seine künstlerische Ausbildung mit 29 Jahren in Dresden. Dort studierte er von 1996 bis 2001 Malerei an der Hochschule für Bildende Künste und war von 2001 bis 2003 Meisterschüler bei Ralf Kerbach. 2001 erhielt er das Hegenbarth Stipendium, und noch im selben Jahr reiste er nach Indien für einen mehrmonatigen Studienaufenthalt am National Institute of Design (NID) bei Singanapalli Balaram in Ahmedabad. 2002 folgte ein Aufenthalt als Artist in Residence an der Columbia University in New York. 2014 wurde er mit dem Gerhard-Altenbourg-Preis ausgezeichnet.

Holzapfel kann auf zahlreiche internationale Einzel- und Gruppenausstellungen zurückblicken. Solopräsentationen hatte er unter anderem 2021 im Museo de Arte Contemporáneo in Salta, Argentinien, sowie im Bündner Kunstmuseum in Chur, 2019 im Museo Nacional de Arte Decorativo in Buenos Aires, 2018 im Skulpturenpark Kloster Schönthal und 2015 in Israel im Museum of Art Ein Harod (En Charod). Permanente Installationen sind an öffentlichen Orten zu besichtigen, etwa auf dem BUGA-Gelände Mannheim "sie werden dorthin zurückkehren" (2023), "Harfen" (2022) auf der Nassfeldalm Bad Gastein, "Der Geflochtene Garten" (2022) im Museum Europäischer Kulturen MEK Berlin Dahlem oder Arena (2020) in "Parzelle 3" des Kunsthauses Dresden. Seine Arbeiten wurden zudem 2017 auf der documenta 14 und 2011 auf der 54. Biennale di Venezia gezeigt.

Olaf Holzapfel
30. Mai 2024 bis 8. September 2024