Der Westen leuchtet

"Der Westen leuchtet" – eines der größten Ausstellungsprojekte in der Geschichte des Kunstmuseums Bonn – versammelt 33 Künstlerinnen und Künstler aus zwei Generationen auf insgesamt 3500 m2 Ausstellungsfläche zu einer breit angelegten Standortbestimmung der Kunstlandschaft des Rheinlandes und Nordrhein-Westfalens. Die Schau bildet im Zusammenklang mit den großen Jahresfestivals Kulturhauptstadt Europa Ruhr.2010 und Quadriennale 2010 in Düsseldorf gleichsam die südliche Ergänzung einer Grand Tour durch die rheinische Kunst- und Kulturszene im Bundesland Nordrhein- Westfalen.

Ausgehend von einem historischen Kern, den Joseph Beuys, Imi Knoebel, Blinky Palermo, Sigmar Polke und Gerhard Richter verkörpern, stellt "Der Westen leuchtet" zum einen die wesentlichen Künstlerinnen und Künstler der älteren Generation jeweils mit neuen Arbeiten vor. Diese werden wiederum mit zentralen Positionen der jungen Nachwuchskunst zu einer Gesamtschau von 33 Teilnehmern verknüpft. Ganz bewusst ist dabei keine erschöpfende Übersicht angestrebt, sondern eine pointierte Auswahl, um auf diese Weise das Profil der Ausstellung wie auch der Region zu schärfen.

Von früheren Ausstellungen, die sich der Kunst aus dem Rheinland und/oder aus NRW widmeten, unterscheidet sich "Der Westen leuchtet" zum einen durch die Kombination der historischen und der aktuellen Perspektive, zum zweiten durch eine doppelte kuratorische Zielsetzung: Die Auswahl der älteren Generation erfolgte durch das Wissenschaftlerteam des Kunstmuseums (Volker Adolphs, Stephan Berg, Stefan Gronert, Irene Kleinschmidt-Altpeter, Sabina Leßmann und Christoph Schreier). Die Nachwuchspositionen hingegen wurden von diesen ausgewählten Künstlern benannt. Diese Aufteilung der kuratorischen Verantwortung zwischen Kunsthistorikern und Künstlern versteht sich als bewusstes Zeichen gegen das Fantasma des omnipotenten Kurators und als Anerkennung der prioritären Leistung der Künstlerinnen und Künstler.

Analog zum Sammlungskonzept des Kunstmuseums Bonn werden die Teilnehmer nicht mit einzelnen Arbeiten, sondern jeweils mit ganzen Räumen vorgestellt. Neben dem eingangs erwähnten "historischen" Kern wählte das Team des Kunstmuseums als wegweisende Positionen der älteren Generation aus: Bernd und Hilla Becher, Anna und Bernhard Johannes Blume, Tony Cragg, Isa Genzken, Andreas Gursky, Georg Herold, Jürgen Klauke, Marcel Odenbach, Albert Oehlen, Ulrich Rückriem, Thomas Schütte, Katharina Sieverding, Rosemarie Trockel und Timm Ulrichs.

Diese haben 14 Nachwuchspositionen vorgeschlagen, die aus ihrer Sicht das Potenzial haben, das eindrucksvolle künstlerische Erbe des Rheinlandes produktiv in die Zukunft zu entwickeln bzw. neu zu befragen. Im Einzelnen sind das: Thomas Arnolds, Martina Debus, Simon Denny, Chris Durham, Claudia Fährenkemper, Natascha Sadr Haghighian, David Hahlbrock, Benjamin Houlihan, Bernd Kastner, Christian Keinstar, Erinna König, Gereon Krebber, Ursula Neugebauer und Michail Pirgelis. Im Idealfall kann "Der Westen leuchtet" auf diese Weise zu einer Vermessung des künstlerischen Erbes des Rheinlandes wie auch zu einem Entwurf seiner künstlerischen Zukunft werden.

Der rund 430 Seiten umfassende, reich bebilderte Katalog enthält einen grundlegenden Haupttext von Jürgen Harten, Essays zur Kunstlandschaft des Rheinlandes bzw. Nordrhein-Westfalens von Barbara Engelbach, Douglas Fogle, Günter Herzog und Catrin Lorch sowie Kurztexte zu allen beteiligten Künstlern und Künstlerinnen.

Der Westen leuchtet
10. Juli bis 24. Oktober 2010