Der kleine Prinz…

7. April 2018 Bernhard Sandbichler
Bildteil

ist wohlbekannt, aber noch nie war er so schön traurig wie jetzt: Sloterdijk hat übersetzt! Mahler hat ihm illustratorisch zugesetzt! Die Insel-Bücherei das Ganze verlegerisch neu eingekleidet!

1. Die Story: Schon richtig: Diesen Kleinen-Prinz-Hype gab’s bereits vor drei Jahren, als die Urheberrechtsfrist auslief (Saint-Exumpéry war 1944 als Kriegspilot vor Marseille abgestürzt). Eine der Neuübersetzungen war die von Peter Sloterdijk. Sie entfernt den eingedunkelten Firnis der ersten deutschen Übersetzung aus 1950 und gibt dem Original eine andere Tönung: aufgeklärt, republikanisch und zugleich erstaunt, ob der Unglaublichkeit des Erzählten.

2. Der Held: Wer von einem Stern auf die Erde fällt, hat viel zu fragen, hat viel zu erzählen - und erzählt auch so einiges: von sechs Planeten, die er bereiste, und vom einen, von dem er fiel. Er weiß, was er sucht (Freunde) und lernt seine Lektionen (siehe unten). Nach 27 kurzen Episoden ist es dann aber so weit: Er muss zurück.

3. Der Sound: siehe 6.

4. Coole Bilder: In dieser Ausgabe werden auch die Bilder neu übersetzt - durchaus im Bewusstsein der Flüchtigkeit, der den Pinselstrichen Mahlers eignet. Aber für den Augenblick sind seine Zeichnungen ewig.

5. Coole Wörter: Die Palette der Berufsschnupperei ist interessant: König, Eitler, Trinker, Geschäftsmann, Laternenanzünder, Geograph. Und dieser letzte inspiriert auch die Berufung des kleinen Prinzen.

6. Zum Nachdenken: "Die Zeit, die du für deine Rose verloren hast, macht sie so wichtig." - "Die Zeit, die ich für meine Rose verloren habe …", sagte der kleine Prinz, um es zu behalten. - "Die Menschen haben diese Wahrheit vergessen", sagte der Fuchs. "Aber du darfst sie nicht vergessen. Du wirst auf alle Tage verantwortlich für das, was du gezähmt hast." - "Ich bin für meine Rose verantwortlich …", wiederholte der kleine Prinz, um es zu behalten.

7. Der Autor: "Ich stellte mich auf seinen geistigen Horizont ein", berichtet Saint-Exupérys Erzähler zu Beginn des Kleinen Prinzen über seine Kindheit. Die Rede ist von einem Erwachsenen. Dabei gehe es darum, so erläutert Sloterdijk in seiner Nachbemerkung, die Hässlichkeit des gewöhnlichen Erwachsenenlebens zu überwinden: "die Zahl, die Sorge, den Krieg und den animalischen Ernst". Der kleine Prinz ist am Schluss verschwunden, aber die Hoffnung, dass er eines Tages wieder vom Stern auf die Erde fällt, bleibt.

8. Das Buch: Antoine de Saint-Exupéry: Der Kleine Prinz. Übersetzung von Peter Sloterdijk, Illustration Mahler. Berlin: Insel-Bücherei 2018, 106 Seiten, EUR 10,30*