Der Garten zum Quadrat

Ausgangpunkt für das Projekt "Der Garten zum Quadrat" ist die Kunsthandwerkliche Sammlung des Museums Pfalzgalerie, auf die die Künstlerin mit Zeichnungen reagiert. Angewandte Kunst vornehmlich des 19. Jahrhunderts und zeitgenössische bildende Kunst kommen so zur Berührung und eröffnen für beide Bereiche eine veränderte Wahrnehmung und einen neuen Zugang.

Ausgehend vom floralen Dekor der Gegenstände ist der Garten das zentrale Thema der Ausstellung. Der Titel "Der Garten zum Quadrat" spielt daher auf die vielfältige, vor allem aber auf unsere kultivierte Vorstellung eines Gartens an. Denn Garten ist nie allein fruchtbare Erde, sondern immer auch geordnet, abgegrenzt, umzäunt. Florale Dekore auf kunsthandwerklichen Gegenständen sind eine weitere, bildhafte Bändigung des Gartens. Diese nimmt die Künstlerin zum Anlass, dem Bild vom Bild des Gartens nachzugehen und damit zugleich die Frage nach dem Übergang von Natur und Kultur zu stellen.

Wie ist das genauer zu verstehen? Es sind die Blümchen oder auch Landschaftsdarstellungen auf (alltäglichen) Gebrauchsgegenständen, wie sie auf Vasen, Porzellan oder Fayencen wohl geordnet oder zum Ornament stilisiert zu finden sind. Das Bild der Natur zeigt sich harmonisch dekorativ. Natur verliert mit dieser gezähmten Vorstellung einen Teil ihrer Lebendigkeit und Ursprünglichkeit. Laitzsch reagiert hierauf, indem sie die auf einer Kanne gleichmäßig verteilten Streublümchen in der Zeichnung partiell bis zum tiefen Schwarz verdichtet.

Die Zeichnungen Laitzschs entstehen jenseits aller kunsthistorischen Betrachtung im konkreten Dialog mit den kunsthandwerklichen Exponaten. Sie schreiben so die Verhältnismäßigkeit von Natur und Kunst fort und loten dabei in immer neuen Ansätzen unterschiedliche Vorstellungs- und Denkräume aus. So wird ein Stück Stoff als Plan einer Gartenanlage gelesen, Ornamente außerhalb des Tellers in den Wildwuchs und die Qualität von "Telefonkritzeleien" überführt und der Garten im Zwischenraum der Blumendarstellung gesucht.

Juliane Laitzsch kreiert neue Sichtpunkte, die einen Kulturbegriff transportieren, der von der etymologischen Bedeutung des Begriffs Kultur, der Pflege und des Bebauens ausgeht. Und so liest man im Synonymlexikon: "Kultur, lat. Cultura, Landbau; Pflege (des Körpers und des Geistes)." Die Ausstellung möchte eine veränderte Wahrnehmung und Sicht sowohl auf den Garten als solches als auch auf die Wahrnehmung kultureller Gebrauchsgegenstände vermitteln.

Juliane Laitzsch - Der Garten zum Quadrat
10. September bis 30. Oktober 2011