Der frühe Dürer

Albrecht Dürer war der erste deutsche Künstler, der schon zu Lebzeiten europaweites Ansehen genoss. Zum ersten Mal überhaupt widmet sich eine große Ausstellung dem frühen Werk Dürers und den Lebensumständen des jungen Malers, die sein einzigartiges Werk erst möglich machten. Erstmals wird seine künstlerische Entwicklung in den Kontext der Zeit gestellt, um Dürer aus der Isolation der Genie-Ästhetik zu befreien.

Albrecht Dürer hat für die Entwicklung des Holzschnittes und Kupferstiches Bedeutendes geleistet. Den Holzschnitt hat er aus dem "Dienst der Buchillustration" befreit und ihm den Rang eines eigenständigen Kunstwerks verliehen, das dem gemalten Bild an die Seite gestellt werden konnte. Dürer schuf durch Verfeinerung der Linien und eine Erweiterung des künstlerischen Vokabulars eine reichere Tonigkeit bzw. feinere Farbabstufungen und führte den Holzschnitt so formal in die Nähe des Kupferstichs.

Wie den Holzschnitt so perfektionierte und revolutionierte Dürer auch die Techniken des Kupferstichs. Er wurde durch Blätter wie "Ritter, Tod und Teufel" und "Melencolia I" in ganz Europa bekannt. Dürer hat genau wie Tizian, Michelangelo und Raffael die Bedeutung der Druckgrafik darin gesehen, den eigenen künstlerischen Ruf zu verbreiten und durch den Vertrieb zu Einnahmen zu kommen. Benutzten die Italiener die Grafik zur Verbreitung ihrer Gemälde, so erhebt Dürer den Holzschnitt selbst zum Kunstwerk.

In diesem Zusammenhang spricht man von Reproduktionsgrafik und Originalgrafik. Dürer hat seine druckgrafischen Zyklen im eigenen Verlag verlegt und über den Buchhandel vertrieben. Der Vertrieb druckgrafischer Blätter hatte zur Folge, dass neue künstlerische Entwicklungen schnell und gleichmäßig in ganz Europa Verbreitung fanden. Das gesteigerte Selbstbewusstsein und die vielschichtige Selbstreflexion deutet sich in Dürers zahlreichen Selbstporträts an. In ihnen thematisiert der Künstler seinen eigenen gesellschaftlichen Stand und darüber hinaus die hohe Wertigkeit der bildenden Kunst als intellektuelle Disziplin in einer Zeit, als diese noch zum gemeinen Handwerk gezählt wurde.

Neben seinem künstlerischen Schaffen schrieb Dürer Werke über das Perspektivproblem in der Malerei, darunter Underweisung der Messung, und betätigte sich mit der Befestigung von Städten. Ein wichtiger Ratgeber war ihm hierbei der römische Architekt und Architekturtheoretiker Vitruv mit seinen zehn Büchern de Architectura. Nach Dürers Befestigungslehre, 1527 in Nürnberg erschienen unter dem Titel "Etliche underricht/zu befestigung der Stett/Schlosz/und flecken", wurde im selben Jahr noch die 1480 mitten in die Donau gebaute Ulmer Stadtmauer von Hans Beheim d. Ä., einem Nürnberger Baumeister, umgebaut. Erst 1585 wurde die einzige nach Dürers Ideen konzipierte Festung, der Munot zu Schaffhausen, nach 22-jähriger Bauzeit vollendet. wikipedia

Der frühe Dürer
24. Mai bis 2. September 2012