Der Becher ohne Fächer

10. Oktober 2012 Rosemarie Schmitt
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Der Warren-Cup ist kein Tennis- oder gar Fußballturnier! Es ist ein Kelch, nein, nicht der mit dem Elch! Genauer gesagt, handelt es sich ja auch um einen Becher. Nein, nicht jener mit dem Fächer, sondern es handelt sich um einen Becher, der etwa im Jahre 10 nach Christus hergestellt wurde. Er ging recht schnell verloren, oder wurde wegen seiner obszönen Motive einfach verbuddelt. Jedenfalls blieb er erst einmal einige hundert Jährchen verschwunden.

Den Namen Warren-Cup trägt er, weil er 1911 von Edward Warren in Rom gekauft wurde. Nachdem Warren 1928 gestorben war, wollte zunächst niemand diesen "wutzigen" Becher kaufen, die dargestellten Szenen auf dem Trinkgefäß waren doch allzu schockierend. Ja, wären es Elche öder Fächer gewesen, oder nackte, sich miteinander vergnügende Frauen, aber sexuelle Liebesspiele unter Männern...!

Erst im Jahre 1999, als Homosexualität immer mehr zu einem öffentlichen Thema wurde, kaufte das britische Museum den Warren-Cup. Nie zuvor hatte das Museum bis dahin, soviel Geld für ein Stück ausgegeben. Sollten Sie noch weitere geschichtliche Informationen über Sex unter Männern wünschen, so bitte ich darum, sich "Eine Geschichte der Welt in 100 Objekten" zuzulegen. Es handelt sich hier um eine 20 CD umfassende Lesung, die beim Hörverlag erschienen ist. Ein lehrreiches und unterhaltsames Hörvergnügen, das mit etwa 49 Euro durchaus erschwinglich ist.

Was ich besonders an dieser Geschichte von Neil MacGregor (seit 2002 Direktor des Britischen Museums) mag, ist die ungewöhnliche Herangehensweise an das Vermitteln geschichtlichen Wissens. Anhand von 100 außergewöhnlichen Objekten, erklärt (läßt er erklären, nämlich von deutschsprachigen Sprechern!) er geschichtliche Ereignisse und Zusammenhänge vom Beginn der Menschheit bis zum Jahre 2010. Jede CD hat eine Lauf- bzw. Hörzeit von etwa einer Stunde und ist die perfekte Portion Wissen für einen gemütlichen und amüsanten Herbstabend! Das ein oder andere Thema ist außerdem perfekt dazu geeignet, die Kopfhörer aus der Ecke zu kramen und mal wieder zu benutzen.

Dazu fällt mir gerade das Kapitel ein, von dem Kaiser und dessen Weigerung, sich von seiner Gemahlin verführen zu lassen. Er begehrte seine Frau nicht mehr und wies sie zurück. Alles was Fülle erreicht hat, sei dem Niedergang geweiht, heißt es in einem chinesischen Gedicht. Nun, daß der Magerwahn zu dieser Zeit bereits... nein, daß hätte ich nun nicht gedacht! Die weniger sexuellen, als vielmehr mörderischen Aktivitäten einer Kaiserin (ob es ich um die gleiche Dame handelte, entwich just meiner Erinnerung) endeten äußerst tragisch! Man zwang sie zur Selbsttötung, heißt es!

Und dann gab es da noch ein ganz fürchterliches Mißverständnis! "Du bist jetzt 30 Jahre alt, es wird Zeit, daß ich mich nach einer Jüngeren umsehe," sagte er. Das war ein böser Fehler, denn es sollten welche seiner letzten Worte gewesen sein! Sie ermordete ihn ob dieser Aussage! Männer und Frauen sprechen wohl schon seit jeher verschiedene Sprachen, denn er wollte doch nur witzig sein. Aber ist es nicht der Humor, den Frauen bei den Männern so oft vermissen? Da ist Mann mal witzig...

Haben Sie schon einmal etwas von einer Otterpfeife gehört, oder von speziell verstärkten Unterhosen für die Herren oder vom Hedwigsbecher? Nicht? Na, dann tun Sie es doch! Hören Sie sich die Geschichte der Welt in 100 Objekten doch einfach an! Wenn Sie sich die CD-Sammlung, trotz des überaus günstigen Preises, nicht kaufen möchten, dann gewinnen Sie sie doch einfach. Beantworten Sie bis zum kommenden Mittwoch die nachfolgende Frage an klassik@habmalnefrage.de und warten Sie’s ab!

Aus welchem Material ist der Warren Cup gefertigt?

Herzlichst,
Ihre Rosemarie Schmitt