Denn du weisst die Stunde nicht?

6. Februar 2013 Rosemarie Schmitt
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Klingekunst, so heißt das Ensemble, das sich 2009 zusammen gefunden hat, um außergewöhnliche Projekte zu realisieren. Lebendige Musikvermittlung ist, was sich Maja Mijatović (Cembalo), Hubert Hoffmann (Laute), Christoph Urbanetz (Viola da Gamba), Sieglinde Größinger (Traversflöte) und Georg Wacks (Sprecher) auf die Fahne schrieben.

Nicht auf eine Fahne, sondern vermutlich mit einem Textverarbeitungsprogramm am PC, schrieb Caroline Scholzen den Text der Kriminalgeschichte "Denn du weisst die Stunde nicht". Das Ensemble Klingekunst klöppelte daraus eine barocke, musikalische Kriminalgeschichte. Es ist eine Geschichte, die so, oder so ähnlich tatsächlich stattfand.

Der französische Lautenist und Unglücksrabe Charles Fleury, Sieur de Blancrocher kam durch einen Treppensturz im Jahre 1652 zu Tode. Der dabei anwesende Musiker Johann Jacob Froberger war Zeuge dieses Unfalls und komponierte nach diesem Tamtam ein Tombeau zu Ehren des Verstorbenen. Während einer Reise nach London, die Froberger kurze Zeit später antrat, wurde dieser ausgeraubt.

Was oder wer spielt noch eine Rolle in dieser barocken Kriminalgeschichte? Nun, zum Beispiel das Komponierkästchen, eine siebente Saite, ein kenterndes Schiff, ein verloren gegangenes Manuskript, der Versuch einen Daumen abzubeißen, Athanasius Kircher, Jean-Marie Leclair, Marin Marais, Jean de Sainte-Colombe, die Telemanns, der exzentrische Virtuose Veracini oder Silvius Leopold Weiss.

Mit "Denn du weisst die Stunde nicht" (Preiser Records) hat Klingekunst ganz zweifellos ein außergewöhnliches Projekt realisiert. Außergewöhnlich ist auf jeden Fall, sowohl die Wahl und Zusammenstellung der Instrumente, als auch die lebendige und musikalisch auf hohem Niveau präsentierte Musik des Ensembles. Musik und Text wechseln sich jeweils zeitlich und harmonisch geschickt ab.

Außergewöhnlich ist aber auch die Erzählkunst des Sprechers Georg Wacks, dessen Stimme von "wacksweich" über knochentrocken bis stahlhart einiges bietet. Es ist nicht zu überhören, das Spektrum des in Wien geborenen Wacks, der unter anderem als Produzent, Clown, Schauspieler, Regisseur, Musiker, Conférencier, Musikwissenschaftler, Verleger und Autor arbeitet. Ein vielseitiger Künstler, der dieser Aufnahme eine ordentliche Portion Humor verpasst.

Falls Sie Probleme haben, diese barocke Kriminalgeschichte lustig zu finden, so könnten Sie in Erwägung ziehen, an einem der Humorworkshops teilzunehmen, die Georg Wacks an der École Philippe Gaulier in Paris anbietet. Ich denke, ich werde mich wohl anmelden. Doch entscheiden Sie selbst! Besorgen Sie sich die CD im Handel, oder versuchen Sie mein Exemplar zu ergattern, indem Sie bis zum kommenden Mittwoch die Antwort auf die folgende Frage beantworten (Mail an: antwort@musikkolumne.de).

In welchem Jahr wurde der Musiker Johann Jacob Froberger geboren?

Herzlichst,
Ihre Rosemarie Schmitt