David Reed. The Mirror And The Pool

David Reed (geb. 1946 in San Diego, lebt und arbeitet in New York) gehört zu den einflussreichsten Künstlern in den Vereinigten Staaten. Er hat aus einer gänzlich anderen Perspektive als Imi Knoebel das Spektrum gegenstandloser Kunst erweitert. Während seines Studiums (bis 1968) widmet er sich zunächst einer vom Abstrakten Expressionismus inspirierten Landschaftsmalerei, bevor er sich in den frühen 1970er Jahren rigoros einer vom Minimalismus beeinflussten gestischen Abstraktion zuwendet.

Im Laufe der Jahre entwickelt der Künstler ein vielschichtiges System des Farbauftrags, bei dem illusionistische Tiefenräumlichkeit und ornamentale Flächigkeit auf prekäre Weise interagieren. Ausschlaggebend für seine Arbeit ist die Körperbezogenheit, die sich aus der Negation erschließt: "Abstraktion entspringt der Auflösung unserer Körperkonturen und der Ahnungslosigkeit, wo man sich befindet." (Reed) Zugleich reflektieren Reeds Bildformate in CinemaScope ebenso wie die innerbildlichen Bewegungsabläufe seine einschlägigen Filmerfahrungen; diese gipfeln 1992 und 1994 in zwei filmischen Inszenierungen mit Malerei: "Two Beedrooms in San Francisco" – eine Hommage an Hitchcocks Film Vertigo (1958).

Für das Museum Haus Lange hat der Künstler eine völlig neue, ortsspezifische Arbeit in Form eines einzigen Gemäldes konzipiert. Es zieht sich durch alle Ausstellungsräume hindurch und vermittelt sich dem Betrachter als bewegtes, "schwimmendes" Bild, das ihn zu einer Art kinematografischer Betrachtung auffordert. Insofern, als sich die Bildkompartimente über Raumgrenzen hinwegsetzen und Bildmotive sich auf gegenüberliegenden Wänden und gar auf Rückseiten von Wänden spiegeln, wird der Ort neu definiert. In direkter Auseinandersetzung mit Mies van der Rohes Architektur wird diese durch die Malerei sowohl artikuliert als auch transparent gemacht – gleichsam wie ein Swimmingpool.

Zum ersten Mal in seiner Arbeit benutzt Reed Schablonen, mit denen er teilweise malerische Gesten aus Gemälden der 1970er Jahre in sein aktuelles Werk integriert, teilweise Repetitionen neuer abstrakter Bildmotive inszeniert. Schablonierte Motive werden immer mit singulären Gesten verflochten; dabei entstehen Knotenpunkte von dynamisch-räumlicher Tiefe. Mit Respekt auf Yves Kleins immateriellen Raum "Le Vide" (1961), der sich verborgen im Haus Lange befindet, produziert Reed ein Band mit malerischen Wiederholungen um den Raum herum, das wie bei Yves Klein den Aspekt der Unendlichkeit ins Spiel bringt. Dergestalt kreiert Reed ein ebenso stringentes wie irritierendes Bildpanorama aus Spiegelungen, Repetitionen und Entgrenzungen.


David Reed. The Mirror And The Pool
Museum Haus Lange
22. März bis 23. August 2015