Das Origen Sommerfestival startet mit Freilichtspiel in Riom

Origens grosses Freilicht-Theater über den Dorfbrand von Riom ist Auftakt für das Sommerfestival. Hoch über dem Dorf entstand ein temporärer Theaterbau, der für sich selbst eine Skulptur ist. Die leuchtend gelbe Farbe steht für die zerstörerische Kraft des Feuers. Die geometrischen Öffnungen schaffen einen abstrakten, zeitlosen Raum, der mit dem Thema der Ruinen spielt. Nächtens wird der Bau zum Lichtkörper und erinnert an die verheerende Katastrophe aus dem Jahr 1864.

"Arsa da Riom", so der Titel der Uraufführung. Das neue Tanztheater über den Dorfbrand von Riom wird in einem temporären, feuergelben Theaterhaus präsentiert. Das Werk nimmt die Zuschauer mit auf eine grosse Zeitreise durch die vielen Brandschichten des Bergdorfes und erzählt vom Werden und Vergehen der Zeit. Im Zentrum steht die Figur des damaligen Gemeindepräsidenten Paul Frisch, in dessen Haus das Feuer ausbrach – und der vom Solotänzer des Hamburg Ballett Marc Jubete getanzt wird.

Paul Frisch sucht verzweifelt seinen Sohn Luzius in den Brandruinen. Niemand hat den Jungen gesehen. Weder die besorgte Madame Carisch noch die anderen Bewohner können ihm helfen. Paul Frisch irrt durch die Ruinen und entdeckt in den Trümmern Fundamente älterer Zivilisationen. Eine abenteuerliche Reise durch die verbrannten, längst vergessenen Epochen von Riom beginnt. Ein grosses Spiel um Schuld und Sühne nimmt seinen Lauf, eine dramatische Hommage an die fliessende Zeit, die vergeht und weiterlebt in den Erinnerungen der Menschen.

Als erstes Origen Freilichttheater auf dem Julierpass reiste die "Königin von Saba" über die Berge und rastete in einem schneeweissen Zelt, das die Passhöhe prägte. Zwei Jahre später focht der glücklose Belschazzar seinen letzten Kampf in einem blutroten Zelt, mitten auf dem Dorfplatz von Riom. 2013 erzählte "Noah" auf dem Staudamm von Marmorera vom Untergang des Bauerndorfes im Kontext der globalen Klimaproblematik. Der "König im Schnee", am gefrorenen See von Silvaplana uraufgeführt, verortete eine alte Karlslegende in die winterliche Landschaft. Und in diesem Sommer: die weithin sichtbare Freilichtbühne, hoch über dem Ort, die von den dramatischen Bränden des kleinen Dorfes erzählt.

Historischer Stoff: Im Jahr 1864 brannte das Dorf Riom nieder. Wohnbauten und Ställe fielen den Flammen zum Opfer. Die Brandkatastrophe zerstörte 45 Wohnhäuser und 57 Ställe. 188 Menschen wurden über Nacht obdachlos. Das alte Dorf brannte nieder, mit ihm die historischen Häuser, das Gemeindearchiv, die alten Strassenzüge. Die Menschen mussten in die Nachbardörfer ziehen, bis die meist unversicherten Häuser wieder aufgebaut waren. Der Brand von Riom hat sich tief in die kollektive Erinnerung eingegraben.

Filigraner Gerüstbau: Origen baut ein temporäres Theaterhaus, das den Dorfbrand von Riom neu erzählt. Fest im Boden verankerte, parallel verlaufende Metallgerüste tragen die Bühnenfläche. In den Seitenwänden öffnen sich geometrische Fenster, scheinbar wahllose Wandausbrüche, die in Dialog mit der Landschaft treten. Über dem Gerüst schwebt eine wetterfeste Blache, die Aufführungen bei jedem Wetter ermöglicht und an heissen Sommertagen erfrischenden Schatten bietet. Die gelbe Farbe steht für das Feuer, das das Dorf im Jahr 1864 vernichtet hat. Die abendlichen Lichtspiele bringen den Bau zum Leuchten. Die Nähe zum ewigen Gold erinnert an die Zeitlosigkeit der Erinnerung, die die Menschheitsgeschichte prägt. Der abstrakte Raum mit seinen tiefen Wandverkleidungen dient als Kulisse für die verschiedenen Zeitepochen, in denen das Werk spielt.

"ARSA DA RIOM"
von Giovanni Netzer
Origens Freilichttheater am oberen Dorfrand von Riom
Premiere Samstag, 24.Juni um 21:00 Uhr

Giovanni Netzer, Autor; Lorenz Dangel, Musik;
Bonnie Paskas, Tanz; Josianne Fleming, Tanz; Marc Jubete, Tanz;
Adrien Borruat, Schauspiel; Antonis Michalopoulos, Schauspiel; Torry Trautmann, Schauspiel; Samuel Streiff, Sprecher;
Martin Leuthold, Kostüme; Alexandra Rinklef, Kostüme; Atelier pôss, Kostüme

Weitere Aufführungen
25. | 29. | 30. Juni | 1. | 2. | 6. | 8. | 9. | 26.* | 27. | 28. | 29. | 30. Juli 2023 | 21.00 Uhr | (* exklusive Aufführungen für 16 bis 25-Jährige)