Das ist mal wieder typisch!

14. Mai 2014 Rosemarie Schmitt
Bildteil

Vor zwei Jahren war es "Los Pajaros Perdidos", der Ausbund südamerikanischer Lebensfreude, der mich dieses Ensemble kennen und lieben lernte. 2013 entführten sie mich mit "Mediterraneo" in die musikalische Welt der Mittelmeerländer und in diesem Jahr wartete ich sehr ungeduldig und gespannt auf Neues von Christina Pluhar und ihrem Ensemble L’Arpeggiata. Ob es sich gelohnt hat das Warten? Aber ja doch!

Music for a while shall all your cares beguile (La musique pour un moment trompera tous tes soucis / Musik soll eine Weile all eure Sorgen vertreiben), so lauten die Zeilen aus Henry Purcells Oedipus und "Music for a while" heißt eben drum das aktuelle Album von Christina Pluhar mit L’Arpeggiata und den Musikern Philippe Jaroussky (Countertenor), Raquel Andueza (Sopran), Vincenzo Capezzuto (Alt), Dominique Visse (Countertenor), dem Klarinettisten Gianluigi Trovesi und dem Gitarristen Wolfgang Muthspiel.

Mit dieser CD (Music for a while / ERATO / Warner) wollten Christina Pluhar und ihr Ensemble die erstaunliche Aktualität von Henry Purcells Musik unterstreichen, und ich bin der Meinung es ist ihnen in großartiger Manier gelungen!

Christina Pluhar schlägt mit "Music for a while" eine Brücke zwischen Barock und Jazz, indes mancher von Ihnen vielleicht die Hände über dem Kopf zusammen. Was mich betrifft, ich mag’s, obwohl ich nicht grundsätzlich für Crossover-Projekte zu entflammen drohe! Doch in diesem Falle schlage ich einen Purzelbaum vor Freude über soviel Leichtigkeit und musikalischen Spaß! Zumal dieser Spaß seine Grenzen kennt, denn die von Purcell komponierten Basslinien und Melodien bleiben unangetastet. Der Stil- und Jahrhunderwechsel findet durch die Instrumentierung und durch absolut gekonnte Arrangements und Improvisationen statt.

Um es mit einigen von Purcells Worten zu sagen:

(...) Hier bestätigen die Götter,
der Gott der Musik und der Gott der Liebe:
Alle Talente, die sie euch gaben,
alle Segnungen, die sie euch schickten,
gedeihen so prächtig dort unten (Anmerkung der Autorin: Oder wo immer ihr auch Musik macht).
Sie sehen (und hören!) mit Freude, was sie gewähren!

Dennoch, ein kleines Rätsel gibt mir das neue Album dennoch auf: Weshalb endet es mit dem knapp 6 Minuten andauernden Song "Hallelujah" des Songwriters Leonard Cohen? Nicht, dass ich Vincenzo Capezzutos Gesang nicht mögen würde – ich habe bloß den Eindruck, als sei der Titel versehentlich auf dieser CD gelandet.

Nichts desto trotz: Pluhar und ihre Musiker schaffen es bei jedem Male zu überraschen - neu und doch so typisch und unverwechselbar zu sein.

Herzlichst,
Ihre Rosemarie Schmitt