Crossover

Chinesische Keramik und Porzellan bilden Schwerpunkte der umfangreichen MAK-Sammlung Asien, ihre Beziehungen zu Europa wurden wiederholt in Ausstellungen thematisiert. Doch weit bedeutender sind der Einfluss, den diese Keramik in Ost- und Südostasien ausübte, sowie die zahlreichen Berührungspunkte, zu denen es in Folge kam. Dieser Aspekt ist das zentrale Thema der Ausstellung "Crossover. Zwei Sammlungen – privat und öffentlich", die am Dienstag, 26. Oktober 2010, eröffnet wird.

Anhand der gezeigten Objekte wird sichtbar, dass die Nachbarländer des "Reichs der Mitte" aus den reichen Anregungen schöpften oder Stilrichtungen kopierten, jedoch auch künstlerisch eigenständige Wege gingen. Wie der Titel der Ausstellung impliziert, stammt ein Teil der ausgestellten Stücke aus den Beständen des MAK, die Mehrzahl der Objekte sind jedoch Leihgaben aus einer Salzburger Privatsammlung, ohne die "Crossover" nicht in diesem Umfang gezeigt werden könnte. Zu sehen sind 100 Werke aus Korea und der siamesischen Halbinsel, Thailand, die zwischen dem 6. und dem 17. Jahrhundert produziert wurden. Verweise auf die chinesische Keramik machen auf die internationalen Verknüpfungen aufmerksam.

Korea entwickelte eine eigenständige Keramik, deren Formen und Glasuren in Asien hoch geschätzt waren. Für die Zeit bis zum 13. Jahrhundert ist Steinzeug mit Seladonglasur, deren olivgrüne Farbe während des reduzierten Brennvorgangs entsteht, zu erwähnen. Formen, die Metallarbeiten entlehnt zu sein scheinen, werden in unterschiedlichsten Techniken dekoriert und olivgrün glasiert. Die Intarsientechnik (Sanggam), bei der in den Scherben das Dekor eingeschnitten und dann mit hellem oder dunklem Ton aufgefüllt wird, ist nur aus Korea bekannt.

Die sogenannte Buncheong-Keramik, bei der Schlicker (helle flüssige Tonmasse) in verschiedenen Techniken dekorativ verwendet wird, dominierte bis in das 16. Jahrhundert und hatte großen Einfluss auf die Entwicklung der japanischen Keramik. Nach den japanischen Überfällen und Entführungen koreanischer Töpfer wurde Porzellan mit kobaltblauer oder brauner Bemalung in großer Stückzahl auch für den Export hergestellt. Den besonderen Charakter dieser Objekte macht der unakademische Stil der Bemalung aus. Von allen drei Varianten sind in der Ausstellung wichtige Stücke zu sehen; besonders erwähnenswert sind Weinkannen in Kürbis- und Melonenform aus dem 12. Jahrhundert und Buncheong-Ware mit feinem Schlickerdekor.

Ebenfalls hervorzuheben sind zwei koreanische Keramiken: Eine davon ist eine äußerst rare Flasche aus dem 15. Jahrhundert mit Golddekor auf der Seladonglasur. Von dieser Art von Keramik, die dem Herrscherhaus vorbehalten war, sind weltweit nur noch wenige bekannt. Die andere ist eine kleine Schale aus dem 13. Jahrhundert aus marmoriertem Steinzeug.

Ausgehend von der Hochkultur des Khmer-Reiches mit seiner Hauptstadt Angkor errichtete das Volk der Thai ab der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts einen eigenen Staat. Das Zentrum der Keramikproduktion verlagerte sich in die Region um Sukhothai und Si Satchanalai, 600 km nordwestlich von Angkor. Auch hier wurden zwei Keramikarten produziert: ein eher graues Steinzeug mit floraler Eisenoxid-Bemalung sowie gehobene Gebrauchsware mit grüner Seladonglasur. Der fantasievolle Formenreichtum lässt sich etwa an den in der Ausstellung gezeigten Kendi, einer Kannen-Sonderform, die sich von Südostasien über China bis nach Zentralasien verbreitete, erkennen.

Die Ausstellung "Crossover. Zwei Sammlungen – privat und öffentlich" wird von einer Rauminstallation Ursula Aichwalders begleitet. Die Künstlerin bekleidet die vier Tableaux im Ausstellungsraum mit den schwebenden Bildern: "Schokolade zerregnet", "roter Saft", "Nachtschatten" und "Durchblick". Durch das Umhergehen im Saal entsteht ein Wechselspiel aus Stofflichkeit und changierenden Farben, das jeder Besucher individuell erleben kann.

Crossover
Zwei Sammlungen – privat und öffentlich
26. Oktober 2010 bis 27. März 2011