Crossing Europe 2013: "No(i)se" - Wolfgang Georgsdorfs Geruchsfilm

28. April 2013
Bildteil

Im Rahmen des 10. Crossing Europe Filmfestivals wird auch der erste Geruchsfilm des oberösterreichischen Künstlers Wolfgang Georgsdorf gezeigt. – Ein außergewöhnliches sinnliches Erlebnis.

Experimente mit dem Geruchsfilm wurden schon seit dem Anfang der Filmgeschichte gemacht. John Waters ließ dann 1981 zu seinem Film "Polyester" Duftkarten austeilen, auf denen die Zuschauer an bestimmten Stellen im Film rubbeln mussten, Robert Rodriguez griff diese Methode 2012 in "Spy Kids" wieder auf.

Ganz andere Wege geht der 1959 in Linz geborene Künstler Wolfgang Georgsdorf. Seine ersten Planungen in diesem Bereich liegen schon 25 Jahre zurück, 1996 baute er dann den so genannten "Smeller 1.0", mit dem ähnlich einer musikalischen Komposition aufeinanderfolgende Reihen von Düften zu einer olfaktorischen Dramaturgie zusammengefügt werden konnten.

2012 realisierte er dann für die Ausstellung "Sinnesrausch" in Zusammenarbeit unter anderem mit Parfümeuren, Chemikern, Klimatechnikern, Wahrnehmungstheoretikern, Architekten, Elektronikern und Sounddesignern den "Smeller 2.0". In dieser 6,5 Meter langen, 3,2 Meter hohen 2 Meter tiefen und 1,5 Tonnen schweren Maschine, die vor allem aus Röhren besteht können in Kammern 64 Geruchsessenzen gespeichert werden. Genau programmiert ist, zu welchem Zeitpunkt diese Essenzen jeweils ausgestoßen werden.

Musik für die Nase, eine "Smellodie" soll so entstehen, die Gerüche ändern sich nicht mit einem Ortswechsel, sondern im Raum selbst. Gleichzeitig wird aber auch mit dem Ton gespielt, wie schon der Titel "No(i)se" andeutet. Von Regentropfen bis zum Gewitter, vom Leisen und der Stille bis zum Surrenden und Hämmernden spannt sich der Bogen, dazwischen rezitiert Georgsdorfs Partnerin Eva Mattes auch mehrfach Sätze, die alle mit den Worten "ich war" beginnen.

Auf das Elementare reduziert sind bei diesem 26-minütigen filmischen Experiment die Bilder, arbeiten allein mit der mal schnellen, mal langsameren Abfolge von Farbflächen von weiß bis schwarz, von gelb über grün bis blau. Erst gegen Ende erhalten die reinen Farbflächen auch leichte Schattierungen.

Langsam sich steigernd kommen zu diesen Bildern und Tönen Gerüche – angenehme ebenso wie eklige -, die so schnell verfliegen und durch andere abgelöst werden, wie sie gekommen sind. Wie die Töne und Texte Assoziationen und Erinnerungen wecken, so auch die Gerüche, doch lassen sich diese nur selten klar zuordnen, bleiben vielfach im Diffusen und machen so auch deutlich, wie wenig bewusst der Mensch im Grunde dieses Sinnesorgan im Alltag benutzt.

Die dichte Verwebung von Bild, Ton und Gerüchen macht "No(i)se" zu einer intensiven sinnlichen Erfahrung, die Lust auf weitere solche Experimente weckt und auch eine Ahnung davon vermittelt, wie eine solche Technik im Bereich des kommerziellen Spielfilms das Filmerlebnis verstärken könnte.