Cannes 2014: Große Namen aus aller Welt

14. Mai 2014
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18 Filme konkurrieren im Wettbewerb des 67. Filmfestivals von Cannes (14. bis 25. Mai 2013) um die Goldene Palme. Nordamerika und Frankreich geben zwar zahlenmäßig den Ton an, doch insgesamt verteilen sich die Palmen-Kandidaten über den ganzen Globus. Österreich ist in der Nebenreihe "Un certain regard" mit Jessica Hausners "Amour Fou" vertreten.

Viel spekuliert wurde schon im Vorfeld über das Line-up des 67. Filmfestivals von Cannes, Aufmerksamkeit erregte zuletzt Fatih Akin, als er erklärte seinen Film "The Cut" aus nicht näher definierten "persönlichen Gründen" nicht an die Côte d´Azur zu schicken. Das nun vorliegende Wettbewerbsprogramm bringt gegenüber den früheren Spekulationen erwartungsgemäß nur wenige Überraschungen. Gesetzt wird wie gewohnt auf große Namen, darunter gemischt wird das eine oder andere aufstrebende Talent.

Eröffnet wird das Festival – wie schon länger bekannt ist – mit Olivier Dahans Biopic über Grace Kelly. An einem Film über die Hitchcock-Blondine und Fürstin von Monaco kam man an der Côte d´Azur wohl nicht vorbei, zu hoffen bleibt freilich, dass "Grace of Monaco" filmisch überzeugender ausfällt als Dahans Edith Piaf-Film "La vie en rose".

Gewohnt stark vertreten ist in Cannes das Gastgeberland Frankreich. Altmeister Oliver Assayas präsentiert mit "Sils Maria" ein im Engadin spielendes Drama um einen Altstar und ein Nachwuchssternchen, Bertrand Bonello legt nach "Haus der Sünde" mit "Saint Laurent" ein Biopic über den Modeschöpfer Yves Saint Laurent vor, das vermutlich für mehr Diskussionen als Jalil Lesperts gegenwärtig im Kino laufender "Yves Saint Laurent" sorgen wird. Gespannt sein darf man auch, was Michel Hazanavicius nach seinem gefeierten Stummfilm "The Artist" in "The Search" aus Fred Zinnemanns gleichnamigem Film aus dem Jahre 1948 macht.

Für die Schweiz ins Rennen geht der inzwischen schon 83-jährige Jean-Luc Godard. "Adieu au langage" soll ebenso sein letzter Film sein wie für den 77-jährigen Ken Loach "Jimmy´s Hall". Durchaus vorstellbar ist, dass so eine Abschiedsvorstellung Auswirkungen auf die Entscheidungen der von der Neuseeländerin Jane Campion geleiteten Jury hat. Während im Mittelpunkt von Loachs Film, zu dem wiederum Paul Laverty das Drehbuch schrieb, ein politischer Aktivist im Irland der 1920er steht, widmet sich sein Landsmann Mike Leigh in seinem mit Spannung erwarteten "Lebensprojekt" "Mr. Turner" dem berühmten Maler der Romantik.

Während Leigh schon eine Goldene Palme gewonnen hat ("Secret and Lies"), kommen die belgischen Dardenne-Brüder gleich mit der Empfehlung von zwei Palmen ("Rosetta", "L´enfant") an die Côte d´Azur. Gespannt sein darf man, wie sie ihren künstlerischen Weg hin zu größerer Zugänglichkeit bei gleichzeitiger Wahrung ihres unverwechselbaren Stils in "Deux jours, une nuit", in dem der französische Star Marion Cotillard die Hauptrolle spielt, weitergehen. Zu den radikalen Stilisten des Kinos und Cannes-Stammgästen gehört auch der Türke Nuri Bilge Ceylan, der "Kis Uykusu" ins Palmenrennen schickt.

Eher schwach vertreten sind im Wettbewerb die USA. Bennett Miller erzählt in "Foxcatcher" die Geschichte des Ringers David Schultz, der von seinem Freund ermordet wurde, und Tommy Lee Jones legt neun Jahre nach seinem meisterhaften Regiedebüt "The Three Burials of Melquiades Estrada" mit "The Homesman" erneut einen Western vor. Ausgeglichen wird diese magere Präsenz der USA freilich durch drei kanadische Vertreter. Garant für ebenso schräge wie aufregende Filme ist David Cronenberg, der "Maps to the Stars" präsentiert, großartig irritierende Filme schuf in den 1990er Jahren auch Atom Egoyan, doch orientierte er sich in den letzten Filmen sehr am Mainstream, so dass man hoffen darf, dass er mit "The Captive" zur verschachtelten Erzählweise von Meisterwerken wie "Exotica" oder "The Sweet Hereafter" zurückfindet. Zudem darf Kanada den rasend schnell filmenden, erst 25-jährigen Xavier Dolan nach dreimaliger Präsenz in Nebenreihen mit "Mommy" erstmals in den Wettbewerb schicken.

Abgerundet wird die filmische Weltreise durch den Russen Andrei Zvyagintsev ("Leviathan"), der Spezialist für starke symbolbeladene Dramen ist, sowie den Mauretanier Abderrahmane Sissako, der mit "Timbuktu" seinen ersten Spielfilm seit dem 2006 fertiggestellten "Bamako" vorstellt. Wie Afrika sind auch Lateinamerika und – überraschenderweise – Asien nur mit einem Film vertreten. Mit dem Argentinier Damian Szifron ("Relatos Salvajes") wird aber ebenso wie mit der Italienerin Alice Rohrwacher ("La meraviglie") das Treffen der Altmeister mit jungen Talenten angereichert, wie mit Rohrwacher und der Japanerin Naomi Kawase ("Futatsume no mado"), dem häufigen Vorwurf, dass in Cannes zu wenig Regisseurinnen in den Wettbewerb eingeladen werden, entgegengearbeitet wird.

Mit großen Namen warten in Cannes aber wie gewohnt auch die Nebenreihen auf. So laufen in der Schiene "Un certain regard" unter anderem neue Filme der "Lady Chatterley"-Regisseurin Pascale Ferran ("Bird People"), das Regiedebüt von Ryan Gosling ("Lost River"), neue Filme des Argentiniers Lisandro Alonso ("Jauja"), des Franzosen Mathieu Amalric („La chambre bleue“) und aus österreichischer Sicht "Amour fou", in dem Jessica Hausner von Leben und Tod Heinrich von Kleists erzählt. Gespannt sein darf man aber auch, was der Australier David Michod in der Schiene "Midnight Screenings" mit dem futuristischen Western "The Rover" seinem starken Debüt "Animal Kingdom" folgen lässt.

Und trotz der Fülle der großen Namen, mit denen dieses Line-up aufwartet, bleiben noch einige übrige, deren neuen Filme man dann wohl bei einem der großen Festivals im Herbst sehen wird. Der Bogen spannt sich hier von Fatih Akins schon erwähntem "The Cut" und Christian Petzolds "Phoenix" über Alejandro Gonzalez Inarritus "Birdman", Roy Anderssons "A Pigeon Sat On A Branch Reflecting On Its Existence" und Xavier Beauvois "Le rancon de la gloire" bis zu Thomas Vinterbergs "Far From the Madding Crowd" und Paul Thomas Anderson Thomas Pynchon-Verfilmung "Inherent Vice".

Cannes Film Festival 2014 - Teaser