Böse Dinge

Machen schöne, wohl geformte Dinge einen besseren Menschen? Das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg zeigt eine Ausstellung des Museum der Dinge Berlin, das den Spuren Gustav E. Pazaureks und seine Kategorein von Geschmacksverirrungen im Design und Kunsthandwerk auf den Prüfstand stellt. Vor 100 Jahren eröffnete er in Stuttgart die "Abteilung der Geschmacksverirrungen" für die er in den folgenden Jahren 900 abschreckende Negativbeispiele sammelte: Ein Antikanon, der den modernen Produkten und Vorbildern von Werkbund und Bauhaus, der "guten Form" warnend gegenüberstand.

Nun sind Teile dieser zuletzt 1930 gezeigten Sammlung wieder zu sehen. Für sein weit verzweigtes System zur "Ordnung der Dinge" entwickelte Pazaurek eine phantasievolle Nomenklatur des Bösen. Die Ausstellung nimmt Pazaureks Systematisierung zum Ausgangspunkt und konfrontiert die historischen Beispiele mit der zeitgenössischen Produktkultur. So sollen nicht nur aktuelle Fragen nach Gestaltung und Material, sondern auch der Einfluss der Dinge auf unser Handeln beleuchtet werden. Herstellung, Erscheinung und Gebrauch sind auch heute wieder eine moralische Angelegenheit, in der implizit die Kategorien "gut" und "schlecht" verhandelt werden.

Das Ausstellungsprojekt "Name That Thing" findet parallel zu der Ausstellung "Böse Dinge" statt. Dialogisch reflektiert sie die dort vorgestellten Kategorien gestalterischer Entgleisungen, die ein Objekt zum bösen Ding machen, und überträgt diese auf die freie Kunst. "Name That Thing" untersucht gegensätzliche Kategorien der sogenannten hohen und niederen Kunst und verweist mit Projektionen, Installationen, Objekten, Fotografien und Text auf die mediale Entgrenzung der Kunst. Aus dem Sammlungsbestand des MKGs gezielt ausgewählte Objekte werden in den studentischen Arbeiten in neue Zusammenhänge gestellt und in Bezug auf ihre Kunsthaftigkeit und Wertigkeit hinterfragt.

Böse Dinge
Eine Enzyklopädie des Ungeschmacks
16. Mai bis 27. Oktober 2013