Bibliophile Bücher der Erker-Presse

Als der berühmte Dramatiker Eugène Ionesco, Autor so bekannter Stücke wie "Die Nashörner" oder "Die kahle Sängerin", 1961 für seinen Malerfreund Gérard Schneider in der kleinen St. Galler Erker-Galerie die Vernissagerede hielt, war das eine Sensation. "Der Lockvogel wollte nicht singen", titelte "Die Welt". Ionesco hielt nämlich eine höchst originelle Rede über die Überflüssigkeit solcher Vernissagen und entsprechender Reden!

Franz Larese, der eine der beiden Leiter der Erker-Galerie war, im Knüpfen von Kontakten sehr begabt. Es gelang immer wieder, Künstler mit Schriftstellern zusammen zu bringen, um sie für gemeinsame Projekte zu gewinnen. Die Erker-Galerie in St. Gallen hat seit 1958 in weit über hundert Ausstellungen Künstler wie die Spanier Antoni Tàpies und Eduardo Chillida, den Franzosen russischer Herkunft Serge Poliakoff, den Italiener Piero Dorazio, die Deutschen Hans Hartung und Günther Uecker und viele andere vorgestellt.

Neben den vielen Lithographien brachte die Erker-Presse seit 1968 bibliophile Bücher heraus. Schon während seiner Ausbildung zum Buchändler entwickelte Franz Larese ein grosses Interesse für Bücher und Literatur. So waren es ihm und Jürg Janett wichtig, nicht bloss Künstlerbücher zu verlegen, sondern dieselben mit literarisch hochstehenden Texten zu verbinden.

Eine Spezialität der Erker-Presse war es auch, die Texte durch die Autoren von Hand auf Stein schreiben zu lassen, so dass immer wieder ein wunderbares Zusammenspiel von Graphik und Schrift entstand. Eduardo Chillida und Martin Heidegger, Asger Jorn und Halldór Laxness, Antoni Tàpies und Alexander Mitscherlich oder der eingangs erwähnte Ionesco und Fritz Wotruba haben auf diese Weise einzigartige bibliophile Bücher geschaffen, die in der Ausstellung der Graphischen Sammlung der ETH möglichst umfassend gezeigt werden. Dank der grosszügigen Schenkung der Stiftung Franz Larese und Jürg Janett sind sie im dauerhaften Besitz der Graphischen Sammlung der ETH Zürich.


Erker-Presse St. Gallen
Die bibliophilen Bücher

13. Februar bis 25. April 2008