Bettina Pousttchi. The City

Die deutsch-iranische Künstlerin Bettina Pousttchi ist diesjährige Preisträgerin des Wolfsburger Kunstpreises "Junge Stadt sieht Junge Kunst". Verbunden mit dem Preis sind eine Ausstellung in der Städtischen Galerie Wolfsburg im Mai und eine umfangreiche Publikation. Insgesamt ist der Preis mit EUR 80.000,- dotiert, zusätzlich gibt es einen Ankauf für die Sammlung der Städtischen Galerie Wolfsburg. Bettina Pousttchi wird neben der Ausstellung in den Räumen der Städtischen Galerie eine neue Arbeit für den öffentlichen Raum entwickeln, die auf die Architektur des Ausstellungsorts Schloss Wolfsburg eingeht. Es wird ihre bislang größte Fotoinstallation.

Bekannt wurde die in Berlin lebende Bettina Pousttchi, geboren 1971 in Mainz, mit ihrer Arbeit "World Time Clock" (2008 - 2014), für die sie unter anderem einmal um die Welt flog, um in allen Zeitzonen eine öffentliche Uhr jeweils um 5 Minuten vor 2 Uhr zu fotografieren. Dass Architektur auch ein wichtiger Aspekt in ihrem Werk ist, zeigte sie mit der Arbeit "Echo" (2009/2010), in der sie auf den vier Außenwänden der damaligen Temporären Kunsthalle in Berlin durch eine riesige Fotoinstallation den bereits abgerissenen Palast der Republik als Nachbild darstellte. Ihr geht es bei ihren monumentalen Fotoarbeiten darum, Architektur im jeweiligen Umfeld zu hinterfragen.

So auch bei ihrer vielbeachteten Arbeit "Framework" für die Schirn Kunsthalle Frankfurt (2012). Elemente des Fachwerks am Frankfurter Römer wurden von der Künstlerin als wiederholendes und orientalisch anmutendes Ornament auf die Schirn Kunsthalle appliziert. Bettina Pousttchi sprengt damit den Rahmen der Fotografie, sie erweitert ihn, in dem sie Fotografie und Architektur verbindet und nach dem historischen und gesellschaftlichen Kontext fragt. Dies wird sie auch wieder in ihrer neuen Arbeit für Wolfsburg aufgreifen.

Wie wird Architektur wahrgenommen? Wie verändert Architektur das Umfeld? Was gibt es für Veränderungen in einer Stadtlandschaft? Mit diesen Fragen setzt sich die Künstlerin mit Fotoarbeiten, Videos, Skulpturen und Installationen auseinander und thematisiert den urbanen Raum. Dabei verbindet sie die unterschiedlichsten Disziplinen miteinander, Fotografie verschmilzt mit der Architektur und wird so zur Skulptur. "Mit Fotografie arbeite ich schon sehr lange, doch Fotoarbeiten direkt auf Architektur in einem so großen Format und Maßstab anzubringen, war bei "Echo" 2009 eine Premiere", so Bettina Pousttchi in einem Interview anlässlich ihrer Arbeit für die Schirn Kunsthalle.

Für Wolfsburg wird es ihre bislang größte Fassadenarbeit. Auf 2.150 qm wird Bettina Pousttchi eine Fotoinstallation auf einer Plane anbringen, die den 33 m hohen Nordflügel des Schlosses und die Seitenflanken bedeckt. Das ist dreimal so hoch wie die Berliner Arbeit "Echo" an der Temporären Kunsthalle. "Höhe" wird auch eine wichtige Rolle in ihrem Konzept spielen. "The City" nimmt Bezug auf die Geschichte Wolfsburgs als Planstadt des frühen 20. Jahrhunderts. Die Künstlerin wird ein zusammenhängendes Motiv aus mehreren Gebäuden errichten, die alle in Bezug stehen zur Geschichte des Wolkenkratzers, der architektonischen Ikone der Moderne.


Bettina Pousttchi. The City
24. Mai bis 28. September 2014