Berliner Impressionismus in Köln

Der Herbst wird leuchtend! Denn das Käthe Kollwitz Museum Köln präsentiert eine Schau mit 64 Werken der Berliner Secession aus der Alten Nationalgalerie Berlin. Das sogenannte "Dreigestirn des deutschen Impressionismus", Max Liebermann, Lovis Corinth und Max Slevogt, ist allein mit 20 Gemälden vertreten. Hinzu kommen weitere 26 Repräsentanten wie Lesser Ury, Walter Leistikow, Wilhelm Trübner oder Maria Slavona. Gemeinsam legen sie Zeugnis ab vom breiten Spektrum und der großen Dynamik künstlerischer Entwicklungen im Berlin der Jahrhundertwende.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts herrschte an der Königlichen Akademie der Künste in Berlin eine konservative, vor allem historisierende Kunstauffassung vor, maßgeblich beeinflusst von Kaiser Wilhelm II., der die traditionellen Kunstrichtungen förderte und sich gegen modernere Stilrichtungen aussprach. Schaufenster des etablierten Kunstbetriebs war der jährlich von der Akademie und dem Verein Bildender Künstler organisierten Salon – die Große Berliner Kunstausstellung. Junge Künstler mit ihren neuen naturalistischen oder impressionistischen Ausdrucksformen wurden von der Jury meistens abgelehnt. Aus Protest gegen diese reaktionäre Kunstpolitik organisierten sich in Berlin zahlreiche Maler und Bildhauer in Künstlergruppen, um unabhängig von der offiziell vorgegebenen Richtung eigene ausgewählte und kleinere Ausstellungen zu veranstalten.

Eine dieser Künstlervereinigungen, die Berliner Secession, wurde 1898 gegründet. Konkreter Anlass hierfür war die Weigerung, den Künstlern der Moderne einen eigenen Ausstellungsraum und eine eigene Jury im Rahmen des nächsten Salons von 1899 zur Verfügung zu stellen. So schlossen sich am 2. Mai 1898 auf Anregung von Walter Leistikow 60 bildende Künstler zusammen, darunter neben bereits international anerkannten Vertretern wie Max Liebermann, Lovis Corinth, Lesser Ury oder Max Slevogt auch viele junge Künstler und einige Frauen wie Dora Hitz, Sabine Lepsius und ab 1901 Käthe Kollwitz.

Für eine Zulassung zu den Secessionsaustellungen war allein die Stärke des individuellen Ausdrucks entscheidend. Trotzdem ist ein gemeinsamer "Secessionsstil" auszumachen. Die meisten der damals gezeigten Werke zeugen vom Einfluss impressionistischer Kunstauffassungen, die sich in Deutschland mit einer lockeren Malweise aus der fortschrittlichen Freilichtmalerei entwickelt hatten. Im Gegensatz zum französischen trat der deutsche Impressionismus weniger radikal in der Farbgebung und Formauflösung auf und blieb mit einer dunkleren und weniger strahlenden Farbigkeit stärker dem Gegenstand verhaftet.

Thematisch spiegeln die Werke facettenreich das neu erwachte Interesse vieler Künstler an der Auseinandersetzung mit dem Alltagsleben aus der Sicht des Städters wider. Es dominieren Motive des privaten Lebens: Gärten und Parks, Strandszenen, Portraits des gehobenen Bürgertums, dessen Häuser und Interieurs, Straßenansichten und Vergnügungsstätten wie Biergärten oder Trabrennbahnen. Der Impressionismus in Deutschland ist damit wie in Frankreich Ausdruck eines modernen, urbanen Lebensgefühls – und damit Weltanschauung.

Berliner Impressionismus
Werke der Berliner Secession aus der Nationalgalerie
10. Oktober 2013 bis 26. Januar 2014