Berlinde De Bruyckere. Leibhaftig

Der Körper als Beweis der Existenz, als Zeuge unserer selbst, ist Hülle all dessen, was uns bewegt. Die flämische Künstlerin Berlinde De Bruyckere (*1964 in Gent, lebt und arbeitet in Gent) gehört zu jenen zeitgenössischen Bildhauerinnen, die dem Umgang mit der Figur, dem Bild des Selbst und der Endgültigkeit des Körpers auf den Grund gehen.

Die Wesen, die Ungewöhnliches zusammenbringen und sich vielfach im Zustand der Metamorphose befinden, sind Zwitter, die komplexe Emotionen der Empathie beschwören und als Bilder einer humanistischen und gleichzeitig kunsthistorischen Auseinandersetzung mit dem Leiden unter die Haut gehen. De Bruyckere lotet dabei dieses Thema anhand der Skulptur und deren Potenzial als heilendes und immanentes Verständnis förderndes Medium aus.

Im Dialog mit den Bewegungen des Publikums und dem fließenden Raum im Kunsthaus Graz des Universalmuseums Joanneum zeigt die Biennale-Repräsentantin des belgischen Pavillons 2013 aktuelle Arbeiten zum Thema der Metamorphose. In Konfrontation mit einer Werkauswahl der letzten Jahre geht die Ausstellung dabei Fragen der Existenz auf den Grund und findet im Umgang mit dem Leib eine die Zeit überdauernde bildhauerische Sprache der Empathie.

Das Thema der Skulptur ist im Kunsthaus Graz seit den Anfängen ein bedeutendes und immer wiederkehrendes Thema. Es spiegelt sich in Ausstellungen wie Sol LeWitts Wall (2004), Liz Larners Dialog mit der österreichischen Malerin Maria Lassnig (2006), der Gruppenausstellung Leben? Biomorphe Formen in der Skulptur (2009) oder in der Einzelausstellung des Bildhauers Michael Kienzer (2012) wieder.

Der 800m² große Space01 des Kunsthauses Graz ist prädestiniert für die Auseinandersetzung mit der dreidimensionalen Form und bietet Raum für Experimente. In diesem Sinne wird die Ausstellung zu Berlinde De Bruyckere als Fortsetzung verstanden, ist aber in der Auseinandersetzung mit der museumseigenen Sammlung und dem Thema der kritischen Fortschreibung der Geschichte der Bilder von Angst, Leid, Schuld und Empathie ein international bedeutsames Projekt.

Berlinde De Bruyckere. Leibhaftig
15. Februar bis 12. Mai 2013