Anna Jermolaewa - Otto-Breicha-Preis für Fotokunst 2021

Die Konzeptkünstlerin Anna Jermolaewa bezeichnet sich selbst als „Realistin“. Ihre Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit ist ebenso kritisch wie abgründig humorvoll. Nachdem sie als eines der ursprünglichen Mitglieder der ersten Oppositionspartei, der Demokratischen Union, und Mitherausgeberin einer ihrer Zeitungen der antisowjetischen Agitation und Propaganda beschuldigt. Dort schloss sie 1998 ihr Studium der Kunstgeschichte und 2002 ihr Studium an der Akademie der Bildenden Künste Wien ab. Seit 2018 ist Jermolaewa Professorin für Experimentelle Gestaltung an der Kunstuniversität Linz. Sie vertritt Österreich bei der Biennale Arte 2024 in Venedig.

Jermolaewas Arbeiten entwickeln sich aus der Beobachtung alltäglicher Dinge und sind eng mit ihrer Biografie verknüpft. In ihrer künstlerischen Praxis widmet sie sich insbesondere gesellschaftspolitischen Strukturen, Geschlechterrollen und Beziehungen auf unterschiedlichen Ebenen. Die Auswahl an Fotografien und Videoarbeiten in der Ausstellung gibt einen Einblick in das Spektrum ihres Schaffens.

Ein besonderes Augenmerk legt sie mit ihrer Präsentation erstmals auf ihre Beschäftigung mit Märkten: Seit 1998 macht Jermolaewa Aufnahmen von Märkten auf aller Welt. Der Soziologe Max Weber sieht in ihnen „allgemeine Muster des sozialen Handelns“, Mikrokosmen, die für die Künstlerin die Gesellschaft am besten widerspiegeln. Die Ausstellung am Museum der Moderne Salzburg setzt eine Auswahl dieser Bilder in Zusammenhang mit Videoarbeiten wie "back to the silk routes". In diesem Video erkundet die Künstlerin die Schicksale bucharischer Juden, die aus Usbekistan emigriert sind und auf dem Wiener Naschmarkt-Flohmarkt ihre Waren verkaufen. Themen wie Erinnerung, Entwurzelung und Neubeginn werden unsentimental und detailreich anschaulich gemacht.

Im Jahr 2021 wurde der Künstlerin der Otto-Breicha-Preis für Fotokunst zuerkannt, der mit einer Ausstellung am Altstadt-Standort Rupertinum verbunden ist. Seit 1983 vergibt das Museum der Moderne Salzburg zweijährlich einen Preis für Fotokunst. 2007 wurde er im Andenken an den ersten Direktor der Vorläuferinstitution, Otto Breicha, benannt. Er wird von der Familie Breicha gestiftet und an eine:n österreichische:n oder in Österreich lebende:n Fotokünstler:in verliehen.

Anna Jermolaewa
Otto-Breicha-Preis für Fotokunst 2021

  1. Dezember 2023 bis 1. April 2024
    Altstadt (Rupertinum)