Andreas Duscha in der Bludenzer Galerie allerArt

Die Galerie allerArt startet das neue Ausstellungsjahr mit einem Einblick in das aktuelle Schaffen des Foto- und Konzeptkünstlers Andreas Duscha. Der 1976 im deutschen Heidenheim a. d. Brenz geborene und heute in Wien lebende und arbeitende Künstler ist unter anderem dafür bekannt, dass er historische Phänomene aktuellen Befindlichkeiten gegenüber stellt. Transferprozesse zwischen alten und neuen medientechnischen Systemen sowie der Faktor Zeit spielen dabei eine zentrale Rolle. In Bludenz präsentiert Duscha eine Reihe von Beispielen aus der Werkreihe "Auch die kaputte Uhr geht zwei Mal am Tag richtig".

Für diese Serie fotografierte er in den öffentlichen Räumen von New York, Neapel und Wien vergessene Uhren genau zu jenem Zeitpunkt, an dem sie stehen geblieben sind: einmal tags und einmal nachts, mit einer Belichtungszeit von jeweils einer Minute. Das falsche System, die kaputte Uhr, stimmt damit scheinbar für zwei Minuten mit dem richtigen System, der aktuellen Zeit, überein. "Da ist ein kaputtes System, das aber aus einem ganz bestimmten Blickwinkel funktioniert", sagt Duscha. Der Künstler will mit diesen ausschließlich im öffentlichen Raum abgelichteten Uhren auch auf die geschichtliche und gesellschaftspolitische Entwicklung des Zeitphänomens verweisen. Denn die Kontrolle über die Zeit bedeutete in früheren Zeiten Macht.

Ursprünglich lag diese Macht bei der Kirche, sie hatte sozusagen das Zeit-Monopol. Im Zuge der Industrialisierung wurde es demokratischer, da fast jedes Dorf seine individuell eigene Zeit hatte. Eine Harmonisierung der unterschiedlichen Zeiten erfolgte erst später mit dem Siegeszug der Bahn, denn die Fahrpläne mussten überregional im Einklang stehen. Für Wien galt lange Zeit der Spruch, dass die Uhren dort langsamer gingen. Hintergrund dazu war, dass Wien die letzte Großstadt Europas war, die ein funktionierendes öffentliches Zeitsystem einführte. Für Duscha sind solche öffentlichen Uhren, genauso übrigens wie auch Telefonzellen, nur noch "Dinosaurier" und somit Überbleibsel einer vergangenen Zeit. Auch wenn sie heute noch zumindest optisch das Dorf- oder Stadtbild mitprägen können.

Im zweiten Werkkomplex Duschas in der Galerie allerArt setzt sich der Künstler auch experimentell mit dem Faktor Zeit auseinander. Anhand von Cyanotypien versucht er, den gesamten Verlauf der Ausstellungszeit als Farbverlauf aufzuzeichnen. Dazu beschichtet er mehrere Leinwände mit fotoempfindlichen Emulsionen, die sich je nach Lichteinfall farblich unterschiedlich entwickeln. Chemisch gesehen verhält sich die Cyanotypie ähnlich wie die Schwarz-Weiß-Entwicklungstechnik. Nur handelt es sich hier um Blautöne. Je stärker das Licht auf die Emulsion auftritt, umso intensiver entwickelt sich der Farbeindruck in ein Schwarz-Blau hinein, und je geringer der Lichteinfall, umso hellbläulicher wird das Bild – bis zu einem Weiß hin. Der Betrachter nimmt diese in Farben dargestellten Zeitverläufe auf den ersten Blick wie monochrome Gemälde wahr.


Andreas Duscha: "Auch die kaputte Uhr ..."
18. Januar bis 2. März 2019
Eröffnung: 17. Januar 19, 20 Uhr