Amie Siegel. Provenance

Die Arbeiten der in New York lebenden Künstlerin Amie Siegel (* 1974 in Chicago, Illinois) bewegen sich zwischen Film, Installation, Fotografie und Performance und befassen sich mit filmischen Formen und der akkumulativen, cinematischen Darstellung von ökonomischen und politischen Kreisläufen. In ihrer dreiteiligen Installation "Provenance" beleuchtet die Künstlerin die Soziologie modernistischen Designs anhand von Möbeln des Schweizer Architekten Pierre Jeanneret. Die vollständige Arbeit, die für die MAK-Schausammlung Gegenwartskunst angekauft wurde, ist ab 22. April zu sehen.

"Provenance" zeichnet die Reise der Designobjekte nach, die Jeanneret ursprünglich für die Ausstattung von Le Corbusiers kontroversieller Planstadt Chandigarh in Indien entworfen hat. Der Film beginnt am aktuellen Standort der Mobilien und entwickelt eine filmische Erzählung zurück zu ihrem Ursprung. Auf diese Weise knüpft die Künstlerin subtil an eine Auseinandersetzung mit der Geschichte der Moderne an und thematisiert Provenienz und Wert sowie den Spekulationsmarkt rund um Kunst, Design und Architektur-Ikonen.

Die zentrale Arbeit der Ausstellung, der Film "Provenance" (2013), schildert zunächst eine schön temperierte Welt im Fluss des aktuellen Zeitgeists, die Intellekt und Luxus, Ambition und Realität verbindet. Bald bewegt sich die Kamera vor der Folie politischer und ökonomischer Strategien. Ohne Dialoge und mit kontemplativen Close-ups verwandelt Siegel die leblosen Möbel in stumme Protagonisten erzählerischer Sequenzen auf deren Reise von Privatwohnungen über Galerien, Waren- und Auktionshäuser bis hin zu Restaurierungswerkstätten und einem Transportschiff. Der Weg der Möbel, die als alltägliches Inventar für Angestellte der Verwaltung in Chandigarh entworfen wurden, endet in den Gebäuden und Büroräumen am Originalschauplatz.

Siegels kritische Reflexionen des Kunst- und Designmarkts werden in der MAK-Ausstellung durch die beiden Arbeiten unterstrichen, die "Provenance" vervollständigen. "Lot 248" (2013) zeigt die Versteigerung von "Provenance" bei einer Christie’s-Auktion und dokumentiert damit das Kunstwerk als Element im Kreislauf von Kunst, Design und Kapital. Diese Endlosschleife pointiert Siegel durch "Proof (Christie’s 19 October, 2013)" (2013), den Andruckbeleg des Katalogs zur Auktion für den Film "Provenance", der wiederum heute in international bedeutenden Sammlungen zeitgenössischer Kunst vertreten ist. Durch die Geste der Künstlerin, den Auktionskatalogbeleg in Lucite – ein acryl-ähnliches Spezialglas – zu fassen, wurde auch "Proof" noch einmal "vergoldet".

Amie Siegel lebt und arbeitet in New York. Ihre Werke wurden unter anderem im Metropolitan Museum of Art (New York), MoMA PS1 (New York), Walker Art Center (Minneapolis), Hayward Gallery (London), Whitney Museum of American Art (New York), KW Institute for Contemporary Art (Berlin), Institute of Contemporary Art (Boston), Kunstmuseum Stuttgart, MAXXI National Museum of XXI Century Arts (Rom) und im Center for Contemporary Art (Tel Aviv) gezeigt. Außerdem war ihre Arbeit auf den Filmfestivals in Cannes, Toronto und New York, im Museum of Modern Art in New York und in der National Gallery of Art in Washington D.C. sowie auf der Berlinale in Berlin zu sehen. Siegel war Stipendiatin des Berliner DAAD-Künstlerprogramms, der Guggenheim Foundation und des Film Study Center der Harvard Universität sowie Preisträge-rin des ICA Bostonʼs Foster Prize. Zuletzt erhielt sie den Sundance Institute Film Fund-Preis sowie den zum ersten Mal verliehenen Forum Expanded-Preis der Internationalen Filmfestspiele Berlin – beide für "Provenance".


Amie Siegel. Provenance
Dreiteilige Installation im MAK erforscht
Spekulationsmärkte für Kunst und Design
22. April bis 13. September 2015