Also ehrlich!

26. März 2014 Rosemarie Schmitt
Bildteil

Prometheus, so heisst es in der Sage, wollte die Menschen auf der Erde erwecken. Also ging er auf die Erde und formte sie aus Ton. Was daraus wurde, wissen wir ja. Vielleicht, so mögen sich Thomas Fellow und Stephan Bormann gedacht haben, handelte es sich um ein kommunikatives Missverständnis, also gingen sie auf die Erde und formten den Ton, und noch einen und einen weiteren ... Als sie ihre Arbeit beendet hatten, nahmen sie alle Töne, teilten sie in 10 Tracks ein und nahmen sie im Tonstudio auf. Diese CD nannten sie "Prometheus".

Nach "Panamericana", "Offroad" und "Loco" ist "Prometheus" das vierte Album, das die beiden Gitarristen Fellow und Bormann veröffentlichten. Als Ensemble nennen sie sich "Hands On Strings". Falls Sie Ihre Suchmaschine nach "Hands On Strings" suchen lassen, ignorieren Sie einfach alle Treffer, die mit irgendwelchen Händen an irgendwelchen String-Höschen zu tun haben, und konzentrieren Sie sich auf dieses Duos.

Nicht nur gemeinsam, sondern auch einzeln sind Fellow und Bormann vielsaitige Musiker. Beide sind Professoren an der Musikhochschule Dresden. Thomas Fellow für Akustische Gitarre und Stephan Bormann für Gitarre Jazz/Rock/Pop. "Prometheus", der erste Titel der CD, ist ein absoluter Ohrwurm, und nicht der einzige dieses Albums. Diese Musik einem bestimmten Genre zuzuordnen würde Hands On Strings nicht gerecht. Sie pendeln zwischen Jazz, Weltmusik und klassischer Gitarrenmusik, präsentieren sich mal arabisch, mal südamerikanisch dynamisch, mal lyrisch, sie sind virtuos und kreativ, füllen Klangräume und erzeugen Klangträume.

Acht der zehn Titel sind eigene. Die beiden Coversongs (Conga, Schindler´s List) prägen sie ebenso sehr gekonnt wie überzeugend, als sei es gar nicht anders möglich, durch ihren ganz eigenen und besonderen Stil. Die Arragements und die Tonqualität (Doctor Heart Music/ Inakustik) sind herausragend. "Hands On Strings" machen ehrliche Musik, dennoch scheinen sie Meister der Täuschung zu sein, denn sie spielen mit der Intensität einer Band und den Klangfarben eines Orchesters.

Herzlichst,
Ihre Rosemarie Schmitt