Alieva ist Alieva

23. April 2014 Rosemarie Schmitt
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Es trifft zu was einige Kritiker sagen, nämlich, dass ihre Stimme Schwächen hat, dass sie in den Höhen etwas klirrt, in der ein oder anderen Arie unsauber, und in einer ganz bestimmten die Diktion reichlich verwaschen ist. Aber wissen Sie was? Sie singt so wunderschön! Nicht unvergleichlich, denn obschon ich es nicht mag Vergleiche anzustellen, in diesem speziellen Fall komme ich nicht umhin an Maria Callas zu denken, wenn ich Dinara Alieva höre.

Am russischen Opernhimmel ist diese Sopranistin bereits ein Star. Dinara Alieva wurde im Dezember 1980 im aserbaidschanischen Baku geboren. Dort studierte sie an der Baku Academy of Music Gesang und Klavier und startete ihre Karriere an der dortigen Oper. Seither hat sie viele Preise nicht nur gewonnen, sondern verdient. Unter anderem gewann sie 2007 die Maria Callas Competition in Athen. Als Violetta war sie anlässlich des dreißigsten Todestages von Maria Callas in der Konzerthalle von Thessaloniki zu hören. Zurzeit singt sie diese Rolle und die der Donna Elvira an der Deutschen Oper Berlin.

Auf dem Album "Pace mio Dio" (DELOS/ Naxos) präsentiert Dinara Alieva ein ausgesuchtes Programm berühmter und beliebter italienischer Opernarien von Giuseppe Verdi, Giacomo Puccini, Alfredo Catalani, Francesco Cilea und Ruggero Leoncavallo. Im Pressetext heisst es: Für einen adäquaten Orchesterklang sorgt das Tschechische National Symphonieorchester unter der Leitung des Spezialisten für Italienische Oper, Marcello Rota.

Dem stimme ich nicht zu, denn adaequare (lateinisch) bedeutet gleichmachen. In diesem Fall berufe ich mich lieber auf die spinozistischen Philosophen, die nur eine einzige Erklärung für "adäquat" hatten, nämlich ausreichend, denn das Tschechische National Symphonieorchester hält sich dezent im Hintergrund. Um so mehr Raum bleibt für Alievas Stimme, eine Stimme, die mich auf Anhieb berührte, die mich innehalten ließ und ich gar nicht anders konnte als zu hören, zu staunen und zu geniessen.

Und sollten Sie mir nicht glauben, dann vielleicht Monserrat Caballé, die über Dinara Alieva sagte: "She is a wonder!", oder Teresa Berganza: "Beautiful voice, temperament and artistry." In der russischen Wochenzeitung Novoje Vremja (Moskau) war gar zu lesen Dinara Alieva sei die russische Callas. Dem ist selbstverständlich nicht so, denn Alieva ist Alieva, aber ihre Stimme und auch ihre Erscheinung erinnern an die Callas.

Herzlichst,
Ihre Rosemarie Schmitt