Affekte

Wütende Bürger setzen sich in den Ländern des Arabischen Frühlings, in Istanbul oder in Brasilien gegen gesellschaftliche und politische Missstände zur Wehr. "Wir erleben einen globalen Aufstand gegen Entmündigung und Staatswillkür", schreibt Gero von Randow am 20. Juni 2013 in der ZEIT. Und weiter: "Zu den wichtigsten Ergebnissen der Ereignisse in Südeuropa, im arabischen Raum, in der Türkei und im Iran dürfte gehören, dass dort eine Generation entsteht, die Rebellion erlebt."

Doch auch an den Marktplätzen des Kapitalismus kracht es gehörig, man denke nur an die Occupy-Bewegung oder an Stuttgart 21. Regionale Konflikte erfahren durch Medien und Internet weltweite Beachtung. Schnell finden sich Gegner und Anhänger in weiteren Ländern; die Berichterstattung in den Medien und die Proteste auf der Straße verstärken sich gegenseitig.

Diese wütenden Reaktionen machen deutlich, wie sehr unsere Gesellschaft durch Affekte gesteuert wird, und welch wichtige Triebfedern diese für gesellschaftspolitische Veränderungsprozesse sind. Affekte sind der Motor für aktuelle Transformationen von Politik und Demokratie. Sie stellen bestehende Machtstrukturen infrage und gewinnen an Zulauf, je heftiger affektgesteuerte Bürger auf einen abweisenden Finanz-, Militär- oder Staatsapparat prallen.

Affekte sind ein großer Impulsgeber unserer Zeit. Sie prägen zunehmend unsere sozialen und gesellschaftspolitischen Ordnungs-, Diskurs- und Wertesysteme, sind wesentlicher Bestandteil von Kultur, Sozialität und Politik und haben eine über das Individuum hinausgehende Macht.

Künstler: Halil Altindere (TR), Keren Cytter (IL), Cyprien Gaillard (FR), Meiro Koizumi (JP), Aernout Mik (NL), Suzanne Opton (US), Santiago Sierra (ES), Mathilde ter Heijne (NL), Ryan Trecartin (US), Bill Viola (US), Tomoya Watanabe (JP)

Affekte
4. April bis 8. Juni 2014