Abtauchen und Auftauchen

Den Kern der Ausstellung "Cécile Hummel. Abtauchen und Auftauchen" im Museum Franz Gertsch bilden Cécile Hummels in lasierenden Grautönen ausgeführte Zeichnungen mit Gouache auf Papier. Die Arbeiten gewähren einen Einblick in Hummels aktuelles Schaffen, das sich mit unser aller "kollektivem Gedächtnis" beschäftigt. Ihre meist kleinformatigen Blätter halten Gesehenes, Beobachtetes, Erlebtes in der Reduktion auf das Wesentliche aus der Erinnerung heraus fest.

Die Darstellungen changieren zwischen Figuration und Abstraktion, klar benennbare Gegenstände und Figuren koexistieren neben architektonischen Formen und Kompositionen, die in ihrer Bedeutung offen bleiben. In der Anordnung zu Gruppen entstehen vielfältige Vernetzungen, Querbezüge und Assoziationen. Ergänzt, komplettiert und facettiert werden die Zeichnungen in installativen Hängungen durch vereinzelte oder gruppierte Offsetdrucke und Fotografien.

Den Offsetdrucken liegt ein Konvolut von Glasnegativen aus den 1930er Jahren zugrunde, das Cécile Hummel in Süditalien ankaufte. Verschiedene Personen, Paare und Familien erscheinen in demselben Fotostudio mit denselben Requisiten wie eingefroren in der Zeit. Vertraut und doch fremd, menschlich und doch gestellt nehmen sie durch ihre Blicke mit dem Betrachter über die Grenzen der Zeit hinweg Kontakt auf.

Cécile Hummels Fotografien wiederum bannen einen Moment, oftmals fängt die Künstlerin hier Orte und Objekte ein, die auf Vergangenes verweisen – wie etwa ihre Ansichten einer Bibliothek in Palermo, einem Wissensspeicher, der dem Verfall anheim gegeben wird.

Beim assoziierenden, mäandrierenden Betrachten wird der Besucher in den Bann dieser Bildwelt gezogen, taucht in die gezeichneten Räumlichkeiten und fremden Vergangenheiten ein, folgt den Spuren anderer und spürt dabei seine eigene Vergangenheit und Gegenwart. Cécile Hummel verarbeitet und hinterfragt die Bildwelt, die uns umgibt und sucht nach ihrer Bedeutung für das Heute und Jetzt.

Cécile Hummel. Abtauchen und Auftauchen
22. September 2012 bis 6. Januar 2013