8. Hohenemser Literaturpreis geht an Bülent Kacan

Der Preisträger des 8. Hohenemser Literaturpreises steht fest. Der renommierte Preis für deutschsprachige Autor:innen nichtdeutscher Erstsprache geht in diesem Jahr an Bülent Kacan. Aus den rund 200 Texten mit insgesamt 1.500 Seiten entschied sich die diesjährige Jury für den Text "Wir, Rotköpfe" des in Minden/Westfalen geborenen Autors.

Die Kommission, bestehend aus der Autorin Julya Rabinowich, dem Schweizer Literaturkritiker Stefan Gmünder und der Literaturwissenschaftlerin Veronika Schuchter, hoben in ihrer Begründung hervor, dass "der Text eine irrlichternde Odyssee zwischen Sprachen, Ländern Tod und Leben" sei, "die dem Entsetzen über den Tod eines geliebten Menschen eine Sprache verleiht, wo sonst Sprachlosigkeit herrscht" und so "handwerklich virtuos, poetisch und mehrschichtig" nicht nur ein kulturelles Panoptikum öffne, sondern gleichzeitig auch eine politische Ebene einbeziehe.

Bülent Kacan selbst beschreibt seine Sicht auf das Schreiben in einem ersten Gedanken so: "Vom Schreiben leben hieße, den äußeren Tod permanent in Kauf zu nehmen, um fortwährend das Licht der Welt zu erblicken."

Auch in diesem Jahr wird rund um die Preisverleihungen, in Kooperation mit dem Literaturhaus Vorarlberg, durch spezielle Formate und literarische Entdeckungen im öffentlichen Raum Literatur erlebbar gemacht. Die "Hohenemser Literatur" bettet den Preis gemäss Mitteilung in eine ganze Woche mit vielen Akzenten ein – um den Literaturpreis auch in der Hohenemser Bevölkerung und darüber hinaus sichtbar zu machen. Das gesamte Programm der Hohenemser Literatur ist unter www.hohenems.at/literatur zu finden.

Gemeinsam mit dem Literaturhaus Vorarlberg schrieb die Stadt Hohenems auch zum zweiten Mal den Jugendpreis der Sprache aus – in diesem Jahr für die beste animierte Textvisualisierung zum Thema Mehrsprachigkeit. Die Jury, bestehend aus Siljarosa Schletterer (Literaturhaus Vorarlberg), der Lyrikerin Safiye Can und Herwig Bauer (Geschäftsführer des Poolbar Festivals) entschied sich für "Jetzt" von Hannah Bethge und Neela Rensmann. "'Jetzt' ist ein stimmungsvoller Text, der Mehrsprachigkeit nicht durch Fremdsprachen, sondern durch mehrere parallele Sprachebenen darstellt. Eine schöne, reduzierte Animation, die ein poetisches 'Tappen im Dunkeln' vermittelt", so Herwig Bauer in einer ersten Begründung. "In unserem Beitrag geht es um einen zwischenmenschlichen Prozess, wie man von fremd zu vertraut und allem dazwischen wechselt, es fühlt sich manchmal an, als spräche man dieselben und doch verschiedene Sprachen", so die beiden Preisträgerinnen. Die beiden Studentinnen der Muthesius-Kunsthochschule in Kiel werden ihre Auszeichnung im Rahmen der Preisverleihung am 17. Juni 2023 entgegennehmen.