67. Biennale von Venedig: Neue Filme von Coppola, Tykwer, Schnabel und Reichardt

29. August 2010
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Dass die 67. Biennale von Venedig (1. bis 11.9.) mit Darren Aronofskys Thriller "Black Swan" eröffnet wird, stand schon länger fest. Jetzt wurde das komplette Line-Up bekannt gegeben. Der Wettbewerb, in dem 23 Filme um den Goldenen Löwen konkurrieren, bietet eine bunte Mischung des Weltkinos, wobei vor allem die amerikanischen Beiträge hohe Erwartungen wecken.

Im Spätsommer jagt ein Filmfestival das andere – und jedes will die besten Filme, deren Anzahl begrenzt ist, für sich gewinnen. Fast zeitgleich zu Venedig geht in Toronto das größte nordamerikanische Festival über die Bühne, bei dem heuer unter anderem neue Filme von Robert Redford ("The Conspirator"), Susanne Bier ("In a Better World"), Michael Winterbottom ("The Trip"), und John Cameron Mitchell ("Rabbit Hole") auf dem Programm stehen. Manches wird freilich ausgetauscht, speziell zwischen Toronto und dem zwei Wochen später startenden Festival von San Sebastian, das bislang neue Filme von John Sayles ("Amigo"), Naomi Kawase ("Genpin") und Bent Hamer ("Home for Christmas") ankündigt.

Mit der größten Starpower wartet aber wenig überraschend wiederum das Festival am Lido von Venedig auf. Überraschend ist allerdings, dass Terrence Malicks schon für Cannes erwarteter "The Tree of Life" auch hier fehlt, scheinbar also immer noch nicht fertig geworden ist. Zahlenmäßig stark vertreten ist im Wettbewerb, dessen Jury von Quentin Tarantino geleitet wird, mit vier Produktionen wie gewohnt das Veranstalterland – die italienischen Regisseure, die in den letzten Jahren mit ihren Filmen Aufsehen erregten wie Matteo Garrone oder Paolo Sorrentino, fehlen aber in der Liste. Saverio Constanzo hat zwar mit seinem Debüt "Private" 2004 in Locarno den Goldenen Leoparden gewonnen, dann aber mit dem Klosterfilm "In memoria di me" einen Flop vorgelegt. Mit Skepsis muss man somit seiner Verfilmung von Paolo Giordanos Roman "Die Einsamkeit der Primzahlen" entgegen sehen.

Von den Namen her um einiges viel versprechender klingen da die amerikanischen Beiträge. Nachdem man von New-Hollywood-Legende Monte Hellman lange nichts mehr gehört hat, präsentiert der 78-Jährige in Venedig mit "Road to Nowhere" einen neuen Film. Zu den interessantesten jungen Regisseuren der USA gehört Kelly Reichardt, die nach ihrem Erfolg mit "Wendy and Lucy" mit "Meek´s Cutoff" an den Lido eingeladen wurde. Immer für eine Überraschung gut sind der Maler und Filmemacher Julian Schnabel, der mit "Miral" um den Goldenen Löwen konkurriert, und Sofia Coppola, die sich nach einer Babypause mit "Somewhere" zurückmeldet. Zu den Autorenfilmern mit eigener Handschrift, die sich nicht um Mainstream kümmern, dafür immer für eine Provokation gut sind, ist auch Vincent Gallo zu zählen. Er ist in Venedig mit "Promises Written in Water" vertreten.

Stark ist auch die Präsenz Frankreichs. Schnellfilmer Francois Ozon zeigt mit dem mit Catherine Deneuve und Gérard Depardieu hochkarätig besetzten "Potiche" seinen neuen Film und Abdellatif Kechiche steuert mit dem 166-minütigen "Venus noire" den zweitlängsten Film des Festivals bei. Nicht zu kurz dürfen angesichts der Vorliebe von Festivalleiter Marco Müller für Ostasien China und Japan kommen. Takashi Miike mit "13 Assassins" und Hark Tsui mit "Detective Dee and the Mystery of Phantom Flame" dürften für Action- und Spannungskino im Wettbewerb sorgen.

In dieser Richtung hat zuletzt auch Tom Tykwer mit "The International" gearbeitet. Nach mehreren internationalen und englischsprachigen Produktionen hat Tykwer nun mit "Drei" wieder einen rein deutschen Film gedreht. Mit dem Vietnamesen Tran Anh Hungs ist neben Aronofsky ein zweiter Venedig-Gewinner von einst im Wettbewerb ("Norwegian Wood"). Allerdings liegt dieser Erfolg Tran Anh Hungs mit "Cyclo" schon 15 Jahre zurück und seither hat man nur wenig von ihm gehört.

Ist das Wettbewerbsprogramm von den Namen her schon beachtlich, so sollte man doch auch die Nebensektionen nicht übersehen. "Out of Competition" laufen unter anderem Andrew Laus Hongkong-Thriller "Legend of the Fist: The Return of Chen Zhen", Martin Scorseses und Kent Jones Dokumentarfilm über den Filmregisseur Elia Kazan ("A Letter to Elia") oder Robert Rodriguez´ "Machete".

In den "Giornate degli Autori – Venice Days" kann man vor allem den neuen Filmen von Matias Bize ("La vida de los peces"), Marion Hänsel ("Noir Ocean") und Denis Tanovic ("Cirkus Columbia") gespannt und mit hohen Erwartungen entgegen sehen. Und in der Reihe "Orizzonte“, die sich neuen Entwicklungen im Weltkino widmet, laufen unter anderem neue Filme von Catherine Breillat ("La belle endormi") und dem für Schrilles und Überlanges ("Love Exposure") bekannten Japaner Sion Sono ("Cold Fish").

Im Kurzfilmwettbewerb dieser Sektion finden sich mit Peter Tscherkasskys 25-minütigem Experimentalfilm "Coming Attractions", "Shadow Cut" von Martin Arnold sowie "Mouse Palace" von Harald Hund und Paul Horn und Sasha Pirkers Dokumentarfilm "The Future will not be Capitalist" auch vier österreichische Beiträge.