62. Internationales Filmfestival Mannheim-Heidelberg

1. November 2013
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Auch in seiner 62. Auflage stellt das Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg (31.10. - 10. 11. 2013) viel versprechende, aber noch unbekannte Filmemacher aus der ganzen Welt vor. Vielfalt verspricht der Wettbewerb, in dem 17 Filme, an deren Produktion 25 Länder beteiligt waren, um den Hauptpreis "Newcomer of the Year" konkurrieren.

Mit 62 Ausgaben gehört das 1952 gegründete Festival Mannheim-Heidelberg weltweit zu den renommiertesten Veranstaltungen dieser Art. Seit jeher spezialisiert hat man sich dabei auf Newcomer. Mehr als 800 eingereichte Filme gab es heuer zu sichten, die filmisch interessantesten und thematisch spannendsten Beiträge wurden für den internationalen Wettbewerb ausgewählt.

Eröffnet wird das Festival am 31. Oktober mit dem schwedisch-isländischen Debüt "Home". Der Schweizer Regisseur Maximilian Hult erzählt darin von einer einsamen Frau, die hofft im Haus ihrer Großmutter das Glück zu finden. Im Wettbewerb konkurrieren 17 Filme um den Hauptpreis "Newcomer of the Year", über dessen Vergabe die vom ungarischen Altmeister István Szabó geleitete dreiköpfige Jury entscheiden wird.

Deutschland ist mit der norwegisch-deutsch-irakischen Koproduktion "Before Snowfall" vertreten. Der im Irak geborene und in Norwegen lebende Hisham Zaman erzählt darin von einem 16-jährigen Jungen, der auf Befehl des Clan-Chefs seine Schwester töten soll, weil sich diese durch Flucht einer geplanten Heirat entzogen hat. Die Suche führt den Jungen nicht nur vom Irak über die Türkei, Griechenland und Deutschland bis nach Norwegen, sondern verändert ihn auch.

Um Migration geht es auch in Jaap van Heusdens "De Nieuwe Wereld", in dem sich eine desillusionierte Reinigungsfrau in einen Westafriker verliebt, der auf eine Entscheidung über seinen Asylantrag wartet. Der Georgier Zaza Urushadze erzählt dagegen in "Mandariinid – Tangerines" von zwei Esten, die in der georgischen Grenzregion einen verletzten muslimischen Rebellen und einen ebenfalls verletzten georgischen Soldaten finden und pflegen. Auch jetzt wollen sich die erbitterten Feinde bekämpfen, doch müssen sie im Haus ihrer Retter Frieden halten.

Schon auf den Solothurner Filmtagen vorgestellt wurde "Cyanure" von Séverine Cornamusaz, deren Debüt "Coeur Animal" 2009 in Mannheim-Heidelberg mehrfach ausgezeichnet wurde. Klassische Filmnationen wie Frankreich, Großbritannien, Italien und die USA finden sich im Wettbewerb neben Ländern wie beispielsweise Kuba, Korea und Taiwan. Aus letzterem kommt Elsa Yangs "Yuan Lai Ni Hai Zai – My Mandala", in dessen Mittelpunkt ein kleiner Krimineller steht, der zunächst spielerisch in die Rolle eines tibetischen Mönchs schlüpft, dann aber zunehmend Gefallen an diesem Leben findet. Auf den tristen kubanischen Alltag blickt dagegen Carlos Lechuga, in dessen Spielfilmdebüt "Melaza" ein junges Paar versucht sich durchzuschlagen, indem es seine Wohnung an eine Prostituierte vermietet.

Neben dem Wettbewerb bietet auch die Sparte "Internationale Entdeckungen" mit elf Filmen die Chance auf spannende und überraschende Filmerfahrungen. Mainstream und Blockbusterkino sucht man in diesem Programm vergebens, dafür kleine, aber sorgfältig ausgewählte Filme von Israel über Aserbaidschan bis zu den baltischen Staaten.

Bekanntere Namen finden sich nur in der Sektion "Sondervorführungen". Unter dem Titel "Macht der Geschichte" werden hier mit Oliver Stones "Alexander", Nicolai Arcels "Die Königin und der Leibarzt" und Benôit Jacquots "Leb wohl, meine Königin!" drei schon bekannte Filme gezeigt, freuen darf man sich aber auch auf den neuen Coen-Film "Inside Llewyn Davis" und den Dokumentarfilm "Master of the Universe", in dem Max Bauder einen Investmentbanker packend über die Entwicklung und Arbeitsweise der Bankenwelt in den letzten zwei Jahrzehnten erzählen lässt.

Der Belgier Frédéric Fonteyne ist aus Anlass der Auszeichnung mit dem Preis "New Master of Cinema" in diesem Rahmen mit seinem Debüt "Max et Bobo", das 1998 im mit dem "Großen Preis Mannheim-Heidelberg" ausgezeichnet wurde und seinem neuesten Film "Tango Libre" vertreten.

Und auch für das junge Publikum gibt es mit sechs Filmen eine spezielle Programmschiene. – Auch hier wird selbstverständlich nicht Mainstream aus den USA geboten, sondern sozial engagierte Filme wie der saudiarabische "Das Mädchen Wadjda" oder die humorvolle niederländische Kinderbuchverfilmung "Alfie, der kleine Werwolf".