59. Filmfestival Mannheim-Heidelberg - Eine Vorschau

14. November 2010
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Zahllose Filmfestivals gibt es inzwischen weltweit und jährlich kommen neue dazu. Das Festival von Mannheim-Heidelberg gehört aber gewiss allein schon aufgrund seines Alters zu den renommierten und wichtigen. Vom 11. bis 21. November 2010 erlebt es seine 59. Auflage und richtet immer noch den Blick ganz auf (noch) unbekannte Filmemacher. 25 Filme laufen in den Hauptreichen, dazu kommen Reihen mit Klassikern sowie mit Kinderfilmen.

Eröffnet wird das 59. Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg mit dem neuesten Film des Chilenen Matías Bize. Neben "La vida de los pecos" wird von Bize, der mit "En la cama" und "Lo bueno de llorar" international bekannt wurde, auch sein 2003 in Mannheim mit dem Rainer-Werner-Fassbinder-Preis ausgezeichnetes Spielfilmdebüt "Sabado" gezeigt.

Über die Filme der Hauptreihen "Internationaler Wettbewerb" und "Internationale Entdeckungen" lässt sich angesichts der Tatsache, dass es sich um Werke von noch zu entdeckenden Regisseuren handelt, nicht allzu viel sagen, große Vielfalt ist aber garantiert, kommen die 25 Filme doch aus 23 Ländern. Stark vertreten ist Kanada mit vier Produktionen, breit gestreut ist die europäische Palette, in der deutschsprachige Filme zwar fehlen, das Spektrum ansonsten aber von Großbritannien bis nach Georgien und von Schweden bis nach Italien reicht, abgesehen von Bizé eher dünn ist dagegen die lateinamerikanische Auswahl mit nur einem Film aus Argentinien. Nicht im Programm vertreten sind Afrika sowie der Nahe und Mittlere Osten, während aus Ostasien mit einer chinesischen, einer taiwanesischen und einer philippinischen Produktion immerhin drei Filme kommen.

Da kann man im Kinosaal fast um die ganze Welt reisen, Einblicke in unterschiedlichste Milieus und Lebenssituationen erhalten. Von jugendlicher Identitätssuche in Dänemark ("Hold om mig – Hold Me Tight") über den Versuch eines Neustarts nach Abbüssen einer Haftstrafe ("Just Inès") beziehungsweise nach der Trennung von dem gewalttätigen Ehemann ("Fois une femme – Twice a Woman") oder die Suche von zwei Brüdern nach ihrem Vater in der marokkanischen Metropole Marrakesch ("La casa sulle nuvole") bis zu Geschichten aus dem chinesischen Alltag ("Xun Huan Zuo Le – The High Life") und zur türkischen Parodie auf Seifenopern und Liebeslieder ("Aci ask - Love, Bitter") spannt sich der Bogen der Themen.

Garantierte Leckerbissen bietet die Klassiker-Reihe mit dem Motto "Ist das Leben nicht wunderbar?". Frank Capras Titel gebendes Weihnachtsmärchen darf dabei freilich nicht fehlen. Dazu kommen vor allem hochkarätige Komödie wie Billy Wilders einst geschmähte Kapitalismus- und Kommunismus-Satire "One, Two, Three" oder sein Evergreen "Some Like It Hot". Während Jean-Pierre Jeunets "Le fabuleux destin d´Amélie Poulain" wohl kaum einem unbekannt sein dürfte, wird mit Alain Resnais hinreißendem "Coeurs" auch ein beim Publikum weniger erfolgreicher Film und mit Blake Edwards "Victor/Victoria" eine immerhin schon fast dreißig Jahre alte höchst unterhaltsame Geschlechterkomödie, die man gerne wiedersieht, gezeigt.

Im Gegensatz zu dieser Schiene laufen beim "Kinderfest" mit Ausnahme von Rolf Losankis "Moritz in der Litfasssäule" nur Filme aus den letzten Jahren. Während es der niederländische "Frösche und Kröten" oder der schwedische "Ein Pferd für Klara" bislang nicht in die deutschsprachigen Kinos geschafft haben, lief Spike Jonzes Verfilmung von Maurice Sendaks Bilderbuch "Wo die wilden Kerle wohnen" schon letzte Weihnachten hierzulande in den Kinos.