150. Geburtstag von Karl Kraus in der Wienbibliothek im Rathaus

Anlässlich des 150. Geburtstages von Karl Kraus am 28. April 1874 nimmt die Wienbibliothek im Wiener Rathaus diese zentrale Figur der europäischen Moderne in den Fokus: Der Ankauf einer bemerkenswerten Sammlung mit Manuskripten, unveröffentlichten Essays sowie knapp 50 Korrespondenzstücken an Irma Karczewska ergänzt den bereits bisher maßgeblichen Bestand des Karl Kraus-Archivs. 

Mit dem neuen, digitalen Karl Kraus-Portal auf Wien Geschichte Wiki ist ein erweiterter, partizipativer Diskurs zu Leben und Wirken des Sprach- und Kulturkritikers, Satirikers, Publizisten und Schriftstellers möglich. Und die Ausstellung "Das Familienleben ist ein Eingriff in das Privatleben" zeigt Kraus ab 26. April erstmals mittels privater Postkarten, Briefe und Memorabilien als Teil einer faszinierenden jüdischen Großfamilie.

Karl Kraus (1874–1936) prägte mit seinem monumentalen Werk seine Zeit ebenso, wie sie ihn prägte: Seine Medienkritik, sein präzises Sprachdenken und aufklärerischer Witz haben in Essays, Aphorismen, Gedichten und Dramen, erschienen großteils in seiner Zeitschrift "Die Fackel", sowie durch Vorlesungen, Radiosendungen, Plakatkampagnen und in Form von Rechtsfällen das kritische Denken seiner Epoche beeinflusst und zeigen bis heute, was es heißt, ein öffentlicher Akteur zu sein.

Zum 150. Geburtstag entsteht auf der digitalen Plattform "Wien Geschichte Wiki" derzeit das Karl Kraus-Portal, das einen erweiterten Diskurs zu diesem wichtigsten und interessantesten Exponenten einer kritischen Moderne ermöglicht. Zu Kraus und zur Wiener Moderne Forschende wie Interessierte sind eingeladen, mit eigenen Einträgen im "Wien Geschichte Wiki" ihr Wissen einzuschreiben und mit den bestehenden Quellen der Wienbibliothek Digital – die Kraus-Bestände der Wienbibliothek im Rathaus sind fast gänzlich aufbereitet – zu verknüpfen.

Das Anliegen der Wienbibliothek im Rathaus, Karl Kraus durchaus kritisch in Kontext zu setzen, ermöglicht es auch, problematische Aspekte seiner Person und seines Werkes wie Antisemitismus oder Misogynie öffentlich zu thematisieren und zu debattieren. Geplante Kooperationen mit weiteren Institutionen wie dem Brenner-Archiv der Universität Innsbruck sollen Bestände und Wissen um Karl Kraus im Digitalen zusammenwachsen lassen.