Sogar während der Hochzeit der Aufklärung war das Sündenbockdenken nicht eliminiert worden. Es überdauerte, passte sich an und feiert, gestärkt, fröhliche Urständ in unseren Gesellschaften, ganz gleich, ob moderner Westen oder mittelalterliche moslemische Gemeinschaften oder das offiziell atheistische China. Sündenböcke werden gebraucht und geschlachtet.
Bei uns ist alles gut organisiert. Genau nach Kalender sprechen fast alle davon, dass die besinnliche Zeit angebrochen sei, dass man jetzt mehr Zeit habe, weil die Tage kürzer sind und die Nächte länger, dass wir uns freuen und noch mehr freuen, dass wir feiern und feiern und tanzen und lachen, fröhlich froh sind und fromm, lauter und eingekehrt, aufgefrischt und selbstoptimiert.
Kürzlich sah ich in ARTE einen Dokumentarfilm von Nicola Graef und Susanne Brand mit dem Titel "Expedition Moderne. Auf den Spuren unentdeckter Kunst".
Uns geht es gut. Im Allgemeinen. In der westlichen Welt und in vielen Teilen der anderen. Es geht uns nicht nur gut, sondern immer besser. Sagen die Statistiken. Obwohl Vieles im Argen liegt. Denn wesentliche Werte sind relativ und nicht absolut, die der Armut, die der politischen Partizipation, die der Selbstverwirklichung. Wir vergleichen dauernd.
Am Freitag begann die Schachweltmeisterschaft in London. Der norwegische 28 jährige "Serienweltmeister" wird herausgefordert von dem um zwei Jahre jüngeren Amerikaner Fabiano Caruana. Die Weltmeisterschaft verspricht äußerst spannend zu werden.
Kürzlich trafen sich einige Freunde und Bekannte zu einem Gespräch über Fragen der Gegenwartsliteratur anlässlich der Reihe "Essen & Palaver" in der Bibliothek Gleichgewicht. Das Gespräch widmete sich unter anderem dem Deutschen Buchpreis und dem englischen Booker Preis.
Die Manöver der Bildungsreformer in unserem Land sind hausbacken, altmodisch, weil sie zu simpel auf Technologie setzen, kurzsichtig und sogar bildungsfeindlich. Zwar kann oder könnte eine gewisse funktionale Alfabetisierung, unterstützt von Tabletts und Smart Phones, erreicht werden, jedoch nicht eine Lesekompetenz, die den Anforderungen einer gebildeten Person entsprechen.
Seit vielen Jahren beobachten wir eine Art neuer Internationale. Es scheint, als ob unterschiedliche Gesellschaften, Staaten, Regime, linke oder rechte, Diktaturen oder absolutistische Monarchien oder religiöse Gottesstaaten gleiche oder sehr ähnliche Werte beachten, die sie hinsichtlich der Unrechte als gleichwertig ausweisen.
Der Nobelpreis, vom Industriellen Alfred Nobel (1833–1896) gestiftet, war für den Stifter und Initiator eine Art Wiedergutmachung und Gewissensberuhigung; nach seinem Testament wird er seit 1901 verliehen. Über die Jahre hat er seinen Sinn und seine Aufgabe verloren und passt nicht mehr in die veränderte Zeit.