Goldener Bär für "Nader and Simin, a Separation"

Wie erwartet gewann der der iranische Film "Nader and Simin, a Separation" den Hauptpreis der 61. Berlinale. Einzig Andres Veiels "Wer wenn nicht wir" konnte sich in einem mäßigen Wettbewerb mit Asghar Farhadis packendem Gesellschaftsdrama messen.

Das Votum für "Nader and Simin, a Separation" muss nicht nur als künstlerisches, sondern auch als politisches gesehen werden, hat Festivalpräsident Dieter Kosslick bei der heurigen Berlinale doch auch Solidaritätskundgebungen für die inhaftierten iranischen Regisseure Jafar Panahi und Mohammad Rasoulof in den Vordergrund gerückt.

Aber auch aus künstlerische Sicht, ist die Entscheidung der Jury eine richtige, war Farhadis Film doch der geschlossenste und dichteste des Wettbewerbs. Kein Wunder folglich, dass "Nader and Simin" auch von der Ökumenischen Jury ausgezeichnet wurde und von der offiziellen Jury zudem den Schauspielerpreis für sein großartiges Ensemble zugesprochen erhielt.

Auch der große Preis der Jury für Bela Tarrs "The Turin Horse" ist nachvollziehbar und vertretbar. Kaum mögen kann man zwar diesen eisigen Monolithen von einem Film, doch die formale Konsequenz muss man unumwunden bewundern. Dazu kommt auch noch, dass Tarr in Berlin angekündigt hat, keinen weiteren Film mehr zu drehen. Ein Abschiedsgeschenk war da fast Pflicht, das noch durch den FIPRESCI-Preis der Internationalen Filmkritiker für diesen Großen des Autorenfilms der letzten 20 Jahre bestätigt wurde.

Etwas überraschender kam da schon der Regiepreis für Ulrich Köhlers "Schlafkrankheit", doch geht auch diese Entscheidung in Ordnung, sorgte Köhler doch für einen der aufregenderen und ungewöhnlicheren Filme in einem insgesamt sehr faden Wettbewerb. Unverständlich ist dagegen, wieso Andres Veiels "Wer wenn nicht wir" ausgerechnet mit dem Alfred-Bauer-Preis ausgezeichnet wurde, der für einen Spielfilm vorgesehen ist, der neue Perspektiven der Filmkunst eröffnet. Großes packendes und vielschichtiges Kino bietet Veiel zwar mit seinem Spielfilmdebüt, aber neue erzählerische Perspektiven zeigt er wohl kaum auf.

Eher unangenehm fallen inzwischen die geradezu inflationär vergebenen Preise von diversen unabhängigen Juries auf. Ist ja schön, wenn viele Filme ausgezeichnet werden. Erhält aber fast jeder Film einen Preis, so ist dieser Preis auch nichts mehr wert. Weniger wäre da wohl mehr, weil dann das wirklich Herausragende auf einen richtigen Sockel gehoben und nicht so leicht übersehen und rasch vergessen würde.