Eduardo Chillida - Gravitation

Die Kunsthalle Krems präsentiert mit mehr als 80 Arbeiten die erste monografische museale Ausstellung von Eduardo Chillida in Österreich. Der baskische Künstler gilt als Meister der abstrakten Skulptur. Masse und Raum, Fülle und Leere, Hell und Dunkel sind elementare Aspekte seiner skulpturalen Praxis. Chillida übersetzt diese Gegensätze in minimalistische Formen, die handgemacht und geerdet wirken.

Eduardo Chillida (1924–2002, San Sebastián) spielte in den frühen 1940er-Jahren als Tormann für Real Sociedad San Sebastián. Eine Beinverletzung beendete frühzeitig seine Fußballerkarriere und der Baske wechselte sein Metier – vom Sport zur Kunst. Er studierte von 1943 bis 1946 Architektur und anschließend bildende Kunst in Madrid. Nach einem Aufenthalt in Paris mit bildhauerischer Orientierung an der Antikenskulptur übersiedelte Chillida 1951 in seine Heimat San Sebastián, wo er bis zu seinem Tod lebte und arbeitete.

Chillida wurde vor allem durch seine Monumentalplastik im öffentlichen Raum bekannt. Die tonnenschweren Cortenstahl-Skulpturen in minimalistischen Formen prägen öffentliche Plätze, Landschaften und Parks. Mit diesen Werken avancierte Chillida zu einem der wichtigsten europäischen Bildhauer des 20. Jahrhunderts. Die Ausstellung in Krems zeigt Skizzen, Modelle und fotografische Dokumentationen dieser prominenten Skulpturenprojekte, wie „Peine del Viento“ oder „San Sebastián“.

Chillida löste sich früh von der klassischen Skulpturentradition und definierte eine eigene Formensprache. Seine abstrakten Skulpturen entstanden im Dialog mit dem Material. Im erhitzten Zustand verbog, dehnte und drehte Chillida das Eisen, bis es sich zu einer bewegten künstlerischen Geste entwickelte. Später wandte er sich minimalistisch-geometrischen Skulpturen zu. Quader und Würfel waren seine bevorzugten Formen. In diesen Arbeiten ist auch die Verbundenheit des Künstlers zu seiner Heimat, dem Baskenland, erkennbar. Die Terrakotten benannte er nach dem baskischen Begriff für Erde: lurra. Seine spätere Skulpturenserie „Óxidos“, gebrannte Terrakotten bemalt mit schwarzem Kupferoxid, zeigt die Verbindung zu seinen Papierarbeiten auf.

Das grafische Werk von Chillida bildet ein wichtiges Pendant zu seinen Skulpturen. Es besteht aus linearen Zeichnungen, flächenbezogenen Collagen, geprägten Druckgrafiken oder den als „Gravitaciones“ bekannten hängenden Papierarbeiten. Die „Gravitaciones“ bestehen aus einzelnen Papierfragmenten, die unabhängig voneinander an Fäden fixiert sind. Die Blätter rahmen einander ein, heben sich voneinander ab, erzeugen Licht- und Schattenräume und formen sich zu Reliefs. Sie zählen zu den wichtigsten Werken des baskischen Künstlers auf Papier.

Bekanntheit erlangte Chillida auch durch seine Hand-Zeichnung im Rahmen der Fußballweltmeisterschaft in Spanien 1982. Künstler:innen aus ganz Spanien entwarfen Sujets für jeden der insgesamt 14 Spielorte. Antoni Tàpies für Barcelona, Antonio Saura für Sevilla und Eduardo Chillida für Bilbao. In Chillidas Zeichnung steht „Bilbao 82“ dutzende Male in einem Kreissegment geschrieben. Darunter findet sich seine stilisiert gezeichnete Hand, deren Finger zur Faust geballt sind. Bereits in dieser frühen Arbeit ist eines seiner skulpturalen Grundkonzepte ganz klar zu sehen: das Verhältnis zwischen Masse und Innenraum.

Die Schau in der Kunsthalle Krems legt einen Fokus auf die „Gravitaciones“ und beleuchtet das Zusammenwirken von Skulpturen und Arbeiten mit Papier im gesamten künstlerischen Werk von Eduardo Chillida. Die Ausstellung wird in Kooperation mit der Familie Chillida, dem Estate of Eduardo Chillida, dem Museo Chillida Leku und mit der Unterstützung von Galerie Hauser & Wirth realisiert, die neben mehreren spanischen Museen und Sammlungen Hauptleihgeber der ausgestellten Werke sind.

Eduardo Chillida. Gravitation
Bis 24. September 2023