Über den Kubismus und Surrealismus bis zur realen Landschaft

Anlässlich des 30. Todestages von Artashes Hunanyan (1922-1994) gibt die MAP Kellergalerie in Schruns in ihrer aktuellen Ausstellung einen retrospektiven Einblick in das Schaffen dieses armenischen Künstlers. Zustande gekommen ist die Schau durch die Vermittlung der Fotokünstlerin und Musikwissenschaftlerin Sona Andreasyan, der Enkelin von Hunanyan, die die Ausstellung auch kuratiert.

Hintergrund dazu ist, dass Sona Andreasyan 2018 an einer Gruppenausstellung junger armenischer Kunstschaffender in der MAP Kellergalerie partizipierte, die das Organisationsteam der Schrunser Kellergalerie anlässlich des 30. Jahrestages eines schweren Erdbebens in der armenischen Stadt Spitak organisierte. In der kaukasischen Stadt kamen 1988 bei dieser Naturkatastrophe über 25‘000 Menschen ums Leben.       

Im Jahr nach dieser Ausstellung kam Andreasyan auf Einladung der MAP für drei Monate als Artist in Residence erneut nach Schruns und blieb hier sozusagen hängen. Mittlerweile hat sie ihren Lebensmittelpunkt in Schruns, ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Erstmals in Österreich zu sehen 

Mit dieser Werkschau werden überhaupt zum ersten Male Arbeiten von Artasches Hunanyan in Österreich gezeigt. Die Exponate, die präsentiert werden, sind durchwegs zwischen 1950 und 1980 entstanden, also noch vor dem Zerfall der Sowjetunion und vor der Emigration des Künstlers in die Vereinigten Staaten. Sämtliche Bilder stammen aus dem Besitz seiner Tochter Anahit Hunanyan, welche immer noch in Armenien lebt.

Hunanyan kam 1922 im armenischen Dorf Tsaghkashen zur Welt. 1956 schloss er sein Studium am Kunst- und Theaterinstitut in Jerewan ab. Danach widmete er sich vor allem der Malerei, der Druckgrafik sowie der Buchillustration. Darüber hinaus entwarf er auch immer wieder Bühnenbilder für das Theater. Zudem war er vermittlerisch tätig. So lehrte er viele Jahre am Staatlichen Pädagogischen Institut Khachatur Abovyan in Eriwan sowie an der Malschule in Spitak. Vor seiner Auswanderung in die USA zählte er zu den bekanntesten Künstlern Armeniens. 

Artasches Hunanyan war immer sehr stark mit der armenischen Kultur verbunden, speziell auch mit der Musik. In der bildnerischen Anwendungspraxis bevorzugte der Künstler vor allem die Aquarellmalerei. Er entwickelte für sich eine ganz spezielle Methodik, die dazu führte, dass seine Werke von ihrer vielschichtigen Konsistenz her an die Acryl- und Ölmalerei erinnern. 
Was die Motivwahl anbelangt, so stand die Landschaft, die Architektur und immer wieder der Mensch im Vordergrund. Aber auch sakrale Themen griff er auf, obwohl die künstlerische Auseinandersetzung mit religiösen Inhalten zu Sowjetzeiten mehr oder weniger verboten war und zensuriert wurde. Aber gerade den Verboten zum Trotz setzte sich Hunanyan damit auseinander. Er beschäftigte sich auch intensiv mit mittelalterlicher Poesie. Er versuchte, diese bildlich umzusetzen und in die Gegenwart zu transferieren. 

Der armenische Maler war insgesamt vier Jahrzehnte künstlerisch aktiv. In dieser Zeitspanne durchlief er mehrere Stilrichtungen. Erinnern seine früheren Werk an eine eigenständige Form von phantastischem Realismus, so erhielten seine Landschaften und architektonischen Bildinhalte später einen zusehends stärker werden expressiven Einschlag. Und mitunter flossen in die Bildfindungen Hunanyans immer wieder abstrakte Reduktionen ein, oder auch Ordnungssysteme, die an kubistische Schichtungen erinnern.     

Die Arbeiten von Hunanyan wurden in vielen Ländern ausgestellt. So natürlich in Armenien, in Russland, den baltischen Staaten, Georgien, Kanada, Frankreich, Polen, der Tschechischen Republik, dem Libanon, den USA und nun erstmals in der Alpenrepublik. Außer in Galerien und Privatsammlungen des In- und Auslands befinden sich zahlreiche seiner Werke in den Archiven und Sammlungen der Nationalgalerie Armeniens sowie des Museums für moderne Kunst in Eriwan. 

Die Ausstellung in Schruns soll dem Künstler und sein Werk wieder etwas Publicity verschaffen und aber auch auf ein Stück armenischer Kultur verweisen. Zu diesem Zweck wurde auch eine Publikation erarbeitet, in der sämtliche in der MAP Kellergalerie gezeigten Werke abgebildet sind. Das Buch ist zweisprachig gehalten – armenisch und deutsch. Die Textbeiträge stammen unter anderem von dem Montafoner Museumspädagogen und Kurator Bruno Winkler. Es wird am 18. April um 19.30 Uhr in der MAP Kellergalerie offiziell präsentiert. 
 

Artashes Hunanyan
MAP Kellergalerie, Schruns
12.5.2024
18.4., 19.30: Buchpräsentation: „Artashes Hunanyan 1922 - 1994“
Fr/Sa/So 17-19, u.n.tel.V.: 0650 7416129 
https://www.montafon.at