Figuren des Schwebens und des Schwindels

7. Mai 2010
17.04.2010 bis  05.06.2010
Bildteil

Die Ausstellung "Antigrav", die vom 16. April bis 5. Juni 2010 bei Parrotta Contemporary Art in Stuttgart zu sehen ist, weist auf die Überschneidung wissenschaftlicher, ästhetischer und poetischer Dimensionen, die sich in einer Kunst des Experimentierens mit Wahrnehmung, Bewegung und Imagination niederschlägt.

Im Gegensatz zum Fliegen ist das Schweben gleichsam ein Zustand der Ruhe, man könnte auch sagen der Bewegungslosigkeit, der gerade durch das Fehlen eines Flügelschlages oder eines anderen Kraftaufwandes gekennzeichnet ist. Doch diesem Zustand der Unbewegtheit, liegt - mit den Worten Honoré de Balzacs - die heftigste Bewegung zugrunde. Es ist eine innere vibrierende Spannung, die zu halten mitunter in den Schwindel und zum Verlust von Orientierung führt.

In diesem Sinne die Ausstellung die Konzeptualisierung von Schwerelosigkeit als ein weiterhin bedeutendes Motiv für die Kunst der Gegenwart erforschen – als ein Motiv, das in seinen utopischen Zügen prädestiniert ist die Kunst an eine Grenze zu führen; eine Grenze, die sie einerseits mit der Wissenschaft oder der Alchemie und andererseits mit einer Poesie der Leere teilt. Die Dinge erlangen in der Schwerelosigkeit ein stilles und mitunter einsames Eigenleben. Die Künstler der Ausstellung thematisieren dieses Eigenleben auf eine hintergründige, ironische und selbstreflexive Weise. Dabei geht es auch um ein partielles und temporäres Aufheben von Körperlichkeit - sei es die des Kunstwerks selbst oder des Mediums, oder die des Körpers, der hierin verhandelt wird.

Der Schwindel, der dem Fall vorausgeht oder auf den Sturz folgt, soll in der Ausstellung ebenso mitbedacht werden wie der Schwindel, der den meisten Darstellungen der Schwerelosigkeit zugrunde liegt. Ebenso wie Anna und Bernhard Blume sich innerhalb ihrer inszenierten Fotografien wie in der Fotoserie "Im Wald" in halsbrecherische Positionen begeben, festgezurrt im Geäst, um mit Ironie den Schein einer Leviation zu erzeugen, so reicht bei Pieter Laurens Mol die minimale Geste eines Kippens der Fotografie, um den Eindruck des Schwebens hervorzurufen. Überhaupt scheint die Fotografie neben der Zeichnung ein bevorzugtes Medium für Darstellungen des Schwebens zu sein, "da beide ihrer Immaterialität wegen ideale Medien sind, um die Bewegung des Denkens zu veranschaulichen." (Peter Weibel)

KünstlerInnen: Anna und Bernhard Blume, Lilibeth Cuenca Rasmussen, Judith Fegerl, Claude Horstmann, Hannu Karjalainen, Edgar Leciejewski, Ruth May, Pieter Laurens Mol, Tomás Saraceno, Min Jeong Seo und Susanne M. Winterling

Antigrav
17. April bis 5. Juni 2010

Öffnungszeiten:

Di bis Sa 14 - 19 Uhr

Parrotta Contemporary Art

Augustenstrasse 87-89
D 70197 Stuttgart
T 0049 (0)711 699479-10
F 0049 (0)711 699479-20