Wunderwelt

Die Ausstellung "Wunderwelt" vereint vier zeitgenössische, internationale, künstlerische Positionen, die in ihren Arbeiten das Phantastische einfangen und damit eigene Welten erschaffen. Dabei spielt die Methode des Konstruierens und Collagierens eine bedeutende Rolle. Durch das Neuzusammensetzen von Fragmenten der Realität und durch die Neuschöpfung mit Hilfe digitaler Technik entstehen Erfahrungsräume, die das Vertraute aus einer ungewohnten Perspektive teils unheimlich, teils verzaubernd erscheinen lassen.

Julie Monacos Arbeiten erinnern an stimmungsvolle Landschaftsbilder, an vertraute Naturdarstellungen: ein wolkenverhangener Horizont; die Nacht, die über dem Meer hereinbricht. Doch was hier als natürlich erscheint, entlarvt die Gewißheit der Wahrnehmung als Illusion. Monacos Bilder zeigen eine künstliche, abstrahierte Realität, die durch mathematische Prozesse digital erzeugt wird. Die Naturdarstellungen basieren nicht auf Bildvorlagen, sondern werden gänzlich durch Computersoftware generiert. Monacos ebenfalls ausgestellte, neuere Serien nehmendirekten Bezug auf die bisherigen Arbeiten, indem sie die Vorgänge, die den früheren zugrunde liegen, bloßlegen, aufdecken. In ihrer äußeren Erscheinung sind die neuen Serien aber nur bedingt mit den früheren Arbeiten verwandt, da sie eine andere Methode, die unter dem Begriff "non-photorealistic rendering" (npr) zusammengefasst wird, miteinbeziehen.

In Chloe Potters Serie Double Dare scheinen die anonymen Figuren, umgeben von einer Flut von Alltagsgegenständen, in einem undefinierbaren Raum zu schweben – "an exploded diary of life" (Potter). Die Bilder werden in einem Collage-Verfahren aus konstruierten Installationen und vorgefundenen Umgebungen zusammengestellt. Mit dem Fokus auf den trügerischen Gegensatz zwischen "natürlich versus künstlich" spielen die Bilder mit widersprüchlichen Elementen, um phantastische Szenarien zu kreieren. Die Serie thematisiert dabei Entfremdung und räumliche Verschiebung und zeigt das Scheitern des Versuchs, uns und unsere Umgebung zu kontrollieren.

Simona ReischsInstallationen Atomare Lurchecke und Staubfänger, die aus Fototeilen zusammengesetzt sind, versuchen die Aufmerksamkeit auf Zwischen- oder Un-Stellen des Ausstellungsraums zu lenken. Die amorphen Formen aus Körper und Strukturen beklettern die Wände und bringen so Kunst in jene Ecken und Enden der Galerie, in denen sonst der Staub liegt. Diese "Wandwucherungen" geben sich zunächst als Verbindungen aus menschlichen und dekorativen Elementen zu erkennen. Erst bei näherer, erwünscht voyeuristischer Betrachtung erschließen sich die teils makaberen Aspekte derInstallationen. Die „raumergreifenden“ Fotoinstallationen befragen nicht nur das Medium der Fotografie, sondern vor allem auch ihre Materialität.

Magda Tóthovás Installation "In the Eye of the Cyclone" lässt als utopischer Entwurf einen Wirbelsturm nicht nur als einen Akt der Zerstörung, sondern auch als eine Möglichkeit des Neuanfangs erscheinen. Was als irdische Existenz endet, wird innerhalb des Zyklons zu einer neuen Gesellschaft geformt. Im Inneren des Zyklons, einem Ort der Ruhe, bildet sich so aus den Objekten, die von der Erdoberfläche verschwunden sind, eine neue Ordnung mit neuen Gesetzen. Die ausgestellten "Dokumente", bestehend aus Zeichnungen, Collagen, Fotografien und Videos, stellen das Davor, die Zerstörung und den Neuanfang im Auge des Zyklons dar.

Wunderwelt
30. März bis 28. April 2010