Zwischen Verballhornung und Hommage

Seit seiner Gründung unter dem Namen "Stiftung Sammlung Karikaturen & Cartoons" vor genau 30 Jahren, widmet sich das Cartoonmuseum Basel als einziges Museum der Schweiz ausschliesslich der satirischen Kunst. Zum Jubiläum gönnt sich das Haus eine Ausstellung mit Rudi Hurzlmeier. Hurzlmeier gehört – mit Gerhard Glück, Michael Sowa, Ernst Kahl und Bernd Pfarr – zu den Begründern der komischen Kunst.

Diese Zeichner bringen ihre Bildwitze nicht mit dem flüchtigen Federstrich des klassischen Cartoons zur Geltung, sondern mit den Mitteln der klassischen Malerei: Aufwendig gemalt und oft grossformatig. Die komische Kunst war und ist mehrfach subversiv – und auch mehrfach komisch: Zum einen unterläuft sie die ästhetischen Erwartungen des Betrachters an die Witzzeichnung, zum anderen widerspricht ihr Rückgriff auf Techniken, Stile, Gattungen und ein kunsthandwerkliches Ethos, das man in der zeitgenössischen Kunst vergeblich sucht, dem Zeitgeist. Und natürlich verspottet die Komik auch die Erhabenheit der klassischen, von den komischen Künstlern vordergründig nachgeahmten Malerei.

Rudi Hurzlmeier ist einer der exzentrischsten Meister der komischen Kunst. Seine Bilder und sein Humor zeichnen sich durch barocke Opulenz aus. Da ist alles grosszügig aufgetragen, die Farben glühen wie im Rausch, die Linien verraten eine Vorliebe für Üppiges, und aus jedem Pinselstrich quillt die Lust am Grotesken, am Kitsch und auch an unerwarteten Assoziationen. Virtuos nutzt er die Diskrepanz zwischen seinem altmeisterlichen Stil und komischen, oft absurden, meist grotesken, nicht selten makabren Motiven, um beim Betrachter Verblüffung, Irritation und schliesslich Heiterkeit auszulösen. Vom Akt über die Landschaft, das Historienbild und das Porträt bis zum Stillleben ist kein Genre der klassischen Malerei gegen seinen Zugriff gefeit. Aber: Hurzlmeiers Kunst erschöpft sich nicht in Parodie und Provokation – bei ihm halten sich Verballhornung und Hommage die Waage.

Rudi Hurzlmeier ist ein Begründer und Hauptvertreter der komischen Malerei. In seinen Gemälden spielt er virtuos mit der Diskrepanz zwischen seiner altmeisterlichen Malweise und komischen, oft absurden, meistens grotesken, manchmal auch makabren Motiven. Vom Akt über die Landschaft, das Historienbild und das Porträt bis hin zum Stillleben ist kein Genre der klassischen Malerei gegen seinen ikonoklastischen Zugriff gefeit. Indem Hurzlmeier konsequent alle Klischees und Erwartungen unterläuft, löst er beim Betrachter Verblüffung, Irritation und schliesslich Heiterkeit aus.

Rudi Hurzlmeier, am 13.11.1952 im niederbayrischen Kloster Mallendorf geboren, lebt und arbeitet als Zeichner, Maler, Cartoonist und Autor in München. Nach dem Abbruch seiner Schulausbildung betätigte er sich (laut eigenen Angaben) als Tankwart, Dressman, Fallschirmartist, Fliesenleger, Gigolo u.a., ehe er sich ab 1981 als Autodidakt der komischen Kunst annäherte. Mit Erfolg: Seine gezeichneten und gemalten Cartoons erscheinen in so unterschiedlichen Zeitschriften wie "Titanic", "Penthouse" und "Bunte", und er hat über 30 Bücher veröffentlicht, darunter die Monografie "Meisterwerke der komischen Periode" (Zürich, 2004) und zuletzt "Das Urknall-Komplott" (Hamburg, 2009).

Rudi Hurzlmeier
26. Juni bis 24. Oktober 2010