Zurich Art Prize 2018 geht an Robin Rhode

Für den in Südafrika aufgewachsenen Künstler Robin Rhode (geb. 1976 in Kapstadt, lebt in Berlin) ist das Medium Zeichnung nicht auf einen Bildträger begrenzt, sondern eine Technik, die er nutzt, um im öffentlichen Raum ebenso wie an Museums- und Galeriewänden einen performativen Prozess zu entfachen. Ob choreografiert oder improvisiert, Rhode versteht die Zeichnung als etwas mit Raum und Kontext Verwobenes, das schlussendlich in Form von Fotosequenzen, Videos oder Objekten festgehalten wird.

Ausgehend von Wandzeichnungen – etwa eines Fahrrades, wie es sich Kinder im südafrikanischen Township vergeblich wünschten – entwickelte Robin Rhode eine künstlerische Praxis, die alltägliche Beobachtungen, politische Statements, Sehnsüchte – und im aktuellen Werk auch kunsthistorische Referenzen – klug und humorvoll in teils slapstickartigen Gesten erfahrbar werden lässt. Chalk Bike (2015) beispielsweise basiert auf einer Erfahrung aus der Schulzeit des Künstlers: Jüngere Schüler wurden von den älteren dazu angehalten, ein gezeichnetes Fahrrad an der Wand so zu fahren, als ob es real wäre. Die Installation "Chalk Bike" in der Lehmann Maupin Gallery in New York besteht aus der originalgetreuen Nachbildung eines Fahrrades aus weisser Kreide und mehreren auf die schwarze Wand angebrachten Kreidezeichnungen von Fahrrädern, die zusammen mit dem Objekt eine Bewegung suggerieren.

Seine jüngsten Arbeiten enthalten Verweise auf die Moderne, spielen mit dem Vokabular des Konstruktivismus und greifen farbtheoretische Überlegungen auf. Die Jury des Zurich Art Prize zeigte sich begeistert von Rhodes Umgang mit konstruktiven Anleihen, die er lustvoll umzusetzen versteht und dabei auf Raum und Kontext reagiert. Seine Praxis, das Publikum zu integrieren, wurde zusätzlich als herausragend unterstrichen.

Das Museum Haus Konstruktiv hat 2007 gemeinsam mit der Zurich Insurance Group Ltd, Patronatspartner des Museums, den Zurich Art Prize ins Leben gerufen, der mittlerweile eine grosse internationale Ausstrahlungskraft besitzt. Honoriert wird jährlich eine eigenständige künstlerische Position, die sich an den Schnittstellen zwischen dem kulturellen Erbe der konstruktiv-konkreten und konzeptuellen Kunst einerseits und gegenwärtigen Tendenzen andererseits bewegt. Der von der Zurich Insurance Group Ltd gestiftete Preis setzt sich seit 2017 aus einem Budget von CHF 80’000 für die Produktion einer Einzelausstellung im Museum Haus Konstruktiv und einer Preissumme von CHF 20’000 zusammen.

Jedes Jahr lädt Sabine Schaschl, Direktorin des Museum Haus Konstruktiv, sechs Kuratoren, Kritiker und Kunstsachverständige ein, jeweils einen Künstler oder eine Künstlerin zu benennen, der oder die in der internationalen Kunstszene bereits eine sichtbare Kraft entfaltet hat und ein Weiterdenken des konstruktiv-konkreten und konzeptuellen Erbes in der Gegenwartskunst aufzeigt. Die Vorschläge für die diesjährige Vergabe des Zurich Art Prize kamen von: Roger M. Buergel, Direktor Johann Jacobs Museum, Zürich; Enrico Lunghi, ehem. Direktor Mudam Luxembourg; Beate Kemfert, Kunst- und Kulturstiftung Opelvillen Rüsselsheim; Jane Taylor, University of Leeds, Faculty of Arts, Humanities and Cultures; Friedemann Malsch, Direktor Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz; Luisa Ziaja, Kuratorin 21er Haus, Wien.

Nominiert für den Zurich Art Prize 2018 waren neben Robin Rhode (*1976): Nina Canell (*1979), Juergen Staack (*1978), Iman Issa (*1979), Tina Gverović (*1975) und Marco Godinho (*1978).


Zurich Art Prize 2018: Robin Rhode
25. Oktober 2018 bis 13. Januar 2019