Zum Teufel mit oder nochmal? Oder gar vom Teufel selbst?

22. Februar 2017 Rosemarie Schmitt
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Ständig bin ich mit Ravel unterwegs. Das war beim Bolero so und es geschieht mir immer wieder. Ich erlebe, ob ich möchte oder nicht: Spaziergänge, Märsche, Wanderungen. Flaniere, schlendere, laufe oder renne. Die Musik von Maurice Ravel treibt mich an und voran, mal langsam und mal schnell. Sei es mit einem Klavier oder einem Orchester, stets bin ich in Bewegung.

Vielleicht ist dies darin begründet, dass ich Ravels Werke als geradezu mechanische Kompositions-Art und Weisen empfinde. Diese, nicht wie bei Bach mathematische, sondern bei Ravel eben mechanische Perfektion, die beharrlich vorangeht wie ein Schweizer Uhrwerk und dennoch anmutig und sensibel ist. Was war er für ein Mensch? Ein unruhiger Geist? Ein Mensch auf der Suche oder ein stets Findender? Ich weiss es nicht.

Apropos Bolero. Es ist eines der Werke, die ich überhaupt nicht mag. Ravel behauptete, es sei sein bestes Werk, nur schade, dass es keine Musik enthalte. Ich erinnere mich, dass wir in einer Musikstunde den Bolero hörten und malen sollten, was uns zu dieser Musik einfiel. Ich malte in der Wüste wandernde Kamele. Alle anderen nicht. Im Anschluss an diese Unterrichtsstunde erörterte mir eine Mitschülerin den Begriff Kopulationsmusik.

Die CD um die es heute geht enthält ausschließlich Kompositionen von Maurice Ravel. SONY Classical veröffentlichte Anfang Februar das Album "Miroirs" - Ravel Piano Works mit Alexander Krichel. Miroirs heißt das der CD den Titel gebende Werk. Miroirs (Spiegel) sind fünf Charakterstücke. Ravel beschrieb es in einer autobiografischen Skizze als "eine Sammlung von Klavierstücken, die in der Entwicklung meiner Harmonik eine recht beträchtliche Wandlung darstellen, haben sie doch auch diejenigen Musiker aus der Fassung gebracht, die bis dahin am meisten an meine Kompositionsweise gewöhnt waren." Diese, und noch einige andere interessante Informationen vertraut Ihnen das Booklet der CD an.

"Le Tombeau de Couperin" - ein Denkmal, das Ravel für seinen Kollegen François Couperin komponierte. Ravel begann mit der Komposition im Jahre 1914, ging (als Fahrer) dann zwei Jahre "in den Krieg". Er beendete die Suite 1917. Jeder der sechs Sätze widmete er einem im Krieg gestorbenen Freund.

Zum Teufel mit ..., oder vom Teufel selbst? Nun, vom Teufel selbst soll der Dichter Aloysius Louis Bertrand die drei Gedichte bekommen haben, die Ravel zu der Komposition "Gaspard de la nuit" inspirierten. Und "zum Teufel mit …" mag so mancher Pianist bereits geschimpft haben, während er sich an den drei Sätzen versuchte. Die Nixe Ondine, die Leiche eines Gehenkten und ein Höllenzwerg namens Scarbo sind die Verantwortlichen für dieses virtuos unglaublich anspruchsvolle Werk. Ravel komponierte es im Alter von 33 Jahren.

Bis dahin hat er noch etwas Zeit, der Pianist Alexander Krichel. Es mag ihm an ein paar Jahren (bis zum 33.) fehlen, an Reife und Virtuosität keinesfalls! Und sollte es so sein, dass auch er die Partitur beim Studium von "Gaspard de la nuit" zum Teufel wünschte, so hört man es nicht. Souverän, virtuos, gefühlvoll und präzise interpretiert dieser Pianist "seinen" Ravel. Teufel nochmal! Was für ein herausragendes Talent, dieser Alexander Krichel!

Herzlichst,
Ihre Rosemarie Schmitt