Zeitausschnitte als Fotomontagen

80 originale oder gedruckte Fotomontagen, darunter Motive, die sich in das Bildgedächtnis der Nachkriegsgenerationen eingeschrieben haben, bilden in der Berlinischen Galerie den Schwerpunkt der Ausstellung zu John Heartfield. Zwischen 1918 und 1938 gestaltete der virtuose Fotomonteur, ein erbitterter Gegner des NS-Regimes, 230 schlagkräftige, entlarvende Titelseiten der Arbeiter-Illustrierten-Zeitung.

Diese politischen Fotomontagen, deren Elemente Heartfield der zeitgenössischen Pressefotografie entnahm, gelten als Symbole des Scheiterns der Weimarer Republik und Vorwegnahme des Untergangs der Hitler-Diktatur. Sie geben Einblick in Heartfields Technik und Themenspektrum und machen den Dualismus seiner politischen und künstlerischen Weltanschauung deutlich: Leidenschaftlich zog er mit den Mitteln von Karikatur und Satire gegen die Verhältnisse in Deutschland zu Felde; zugleich entwarf er ein strahlendes Bild vom Aufbau des Sozialismus in der Sowjetunion.

John Heartfield wurzelt in der Berliner Dada-Bewegung, der Rebellion gegen den Ersten Weltkrieg und die bürgerliche Kultur. Statt "vor der Staffelei schön getönte Bildchen zu pinseln", entschied er sich für das ironische Spiel mit vorgefundenen trivialen Bildwelten. Der "Monteurdada" tauschte Stift und Farbe gegen Schere und Leim und gelangte über das dadaistische Klebebild schon bald zur Fotomontage, angelegt auf massenmediale Verbreitung mit politischer Wirkung.

John Heartfield, eigentlich Helmut Herzfeld, wurde 1891 in Berlin geboren und starb, nach Jahren des erzwungenen Exils in Prag und London, 1968 in seiner Geburtsstadt. Die Ausstellung wird seinen künstlerischen Weg nachzeichnen: Vom Monteurdada, der mit vorgefundenen, trivialen Bildwelten ironisch spielt, zum politischen Fotomonteur, dessen Bildkombinationen auf massenmediale Verbreitung und gezielte politische Wirkung hin angelegt sind. Die von Heartfield in den 1920er-Jahren gestalteten, legendären Buchumschläge für den von seinem Bruder Wieland Herzfelde gegründeten Malik-Verlag finden ebenfalls Eingang in die Ausstellung.

John Heartfield - Zeitausschnitte
29. Mai bis 31. August 2009