Wundersuche

19. Januar 2019 Bernhard Sandbichler
Bildteil

Thomas Bruckner, Ex-Snowboardprofi und journalistischer Abenteurer, sucht das Wunder. Außer Spesen, nichts gewesen? Gar nicht - er bleibt dabei!

Achse 1+4: Diagnose + Intelligenz
"Der Glaube", sagt der Aufklärer Voltaire, "besteht darin, zu glauben, auch jenseits aller Vernunft." Bei Bruckner lugt der Zweifel immer über die Schulter: "Jede Begegnung war von Beginn an vergiftet." Skepsis mag rational sein, Bruckner aber ertappt sich als "ein Dummkopf auf der Suche nach Wahrheit. Obwohl ich doch eigentlich Heilung suchte … Und trotzdem konnte ich nicht ohne Zweifel glauben."

Achse 2: Prognose
Den Konflikt zwischen Schul- und Alternativmedizin wird man nicht so leicht auflösen. Die exakte Diagnose ist nicht alles, sagt Bruckner, auch Wohlfühlgefühle haben ihre Berechtigung - das Prinzip Hoffnung.

Achse 3: Entwicklung
Was abgebrühte Skeptiker auf Begriffe wie Illusionisten, Quacksalber, Rosstäuscher oder Scharlatane reduzieren, hat über die Jahre ein leicht weiter ausbaubares Alphabet entwickelt: Aurasichtige, Bhagwan, Chakra, Devotional Fitness, Einrenker*innen, Fengshui, Gesundbeter*innen, Handaufleger*innen, Indigo, Joga, Kartenleger*innen, Magnetopathen, Nahtod, Pendler, Qì, Rutengeher*innen, Schamanen, Teufelsaustreiber*innen, Umarmer*innen, Vodoo-Priester*innen, Wunderheiler*innen, Yogis, Zahlensymbolisten.

Achse 5+6: Körper + Psyche
Bruckners Körper wir vom König aller Krankheiten dominiert, ein Hirntumor macht ihm zu schaffen. Sein Geist ist von Heilung besessen, aber der Journalist in seiner Brust steht dem Patienten im Weg.

Achse 7: Alltag
Immer wieder faszinierend ist, mit welch irrationalem Selbstverständnis die Geistheiler*innen zur Sache gehen - zum Fürchten. Bruckner überwindet sich, entwindet sich damit aber noch lange nicht seinem Schmarotzer. Man wünscht es ihm!

Thomas Bruckner: Wundersuche. Von Heilern, Geblendeten und Scharlatanen. Wien: Picus Verlag 2018, 304 Seiten, EUR 22,70