Wolfgang Tillmans. Lighter

Mit einer großen Einzelausstellung im Hamburger Bahnhof ermöglicht die Nationalgalerie erstmals in Berlin einen umfassenden Überblick über das Werk von Wolfgang Tillmans. Gezeigt werden nicht nur die legendären Porträts, Stilleben, Stadt- und Naturansichten, mit denen Tillmans wie kein anderer das Lebensgefühl der 90er Jahre beschrieben und zugleich das Medium der Fotografie zu immer neuen Wandlungen herausgefordert hat.

Ein großer Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf den abstrakten Arbeiten, die Tillmans’ Bildkosmos kontinuierlich erweitert und in der Gegenwart besondere Relevanz erlangt haben: die raumgreifenden, atmosphärischen Bilder der Freischwimmer-Serie sowie die ganz auf die Magie des Papiers ausgerichteten, fast skulptural anmutenden Studien der Lighters und Paper drops, die bisher nur vereinzelt in Deutschland zu sehen waren.

Der deutsche Künstler Wolfgang Tillmans ist in den 1990er Jahren mit originellen Porträts und Momentaufnahmen aus dem Bereich der Popkultur bekannt geworden. Mit einer räumlichen Inszenierung aus Porträts, Stilleben, Natur- und Stadtansichten gewann er im Jahr 2000 den begehrten "Turner Prize" in London. Seitdem erweiterte Tillmans kontinuierlich die Bandbreite seiner Arbeit und konzentrierte sich auch auf Vorgänge des Fotografierens selbst, auf Strukturen und Beschaffenheiten der fotografischen Papiere. Diese neueren, oft ganz "abstrakten" Arbeiten stehen im Zentrum der Ausstellung, die mit über 200 Arbeiten aus den Jahren von 1986 bis 2008 zu den bislang größten Tillmans-Ausstellungen in Deutschland zählt.

Der Titel "Lighter" (von engl. "Anzünder") bezieht sich dabei auf eine Serie von Arbeiten, bei denen die Magie des belichteten Papiers ganz im Vordergrund steht. Die Fotografie fungiert hier nicht mehr als Abbildungsmedium, sondern vor allem als materielles Objekt. In den sog. "paper drops" wird die reale Wirkung der Papiere in fast grafisch anmutenden Kompositionen übersetzt und dadurch erneut geradezu "greifbar". Bei anderen Arbeiten dominieren die drucktechnischen Prozesse und sorgen für aufregende Wechselspiele zwischen Motiv und Oberfläche, Bild und Objekt.

Der Rundgang führt von den frühen Fotokopierarbeiten und einer Rekonstruktion des vielteiligen Turner-Prize-Raumes bis hin zur politisch ausgerichteten Tischinstallation "Truth Study Center". Die Ausstellung endet mit einem Fokus auf ganz aktuelle Arbeiten.


Zur Ausstellung im Hamburger Bahnhof erscheint eine umfangreiche Publikation zu den neueren Arbeiten Wolfgang Tillmans im Hatje-Cantz-Verlag mit Texten von Daniel Birnbaum, Julie Ault und Joachim Jäger.

Wolfgang Tillmans. Lighter
21. März bis 24. August 2008